Die gesamte Wirklichkeit unterliegt einem kontinuierlichen Werdeprozess und ist demnach kein »Sein«, denn ein solches ist dadurch gekennzeichnet, dass es frei von beitragenden Faktoren ist. Die Dinge sind wirklich nur im Wirken und unwirklich im Sinne einer statisch gedachten »Wirklichkeit«. Sie sind deshalb ohne substanzielle Beschaffenheit und ohne Eigennatur. In buddhistischer Sicht lässt sich das Wesen der Dinge – das, was wir inkorrekterweise »Wirklichkeit« nennen -, sprachlich nicht beschreiben, da Sprache als Ausdruck der realen Welt nur eine Widerspiegelung dessen darstellt, was wir »Wirklichkeit« nennen und im Verfahren des Bezeichnens stets »Wirkichkeit« konstruiert. Die buddhistische Lehre vom Nicht-Selbst (siehe anatman (Buddhismus)) beinhaltet keine Negation der subjektiven Weltwirklichkeit, sondern besagt in des Wortes eigentlicher Bedeutung, dass die Welt ausschließlich in einem Prozess des ständigen Wirkens und Werdens sich befindet.
»Wirklichkeit« kommt von »Wirken« = Geschehen, Prozesshaftigkeit. Die Bezeichnung »Wirklichkeit« im Sinne von »Realität« oder »Faktum« ist in des Wortes eigentlicher Bedeutung demnach falsch. Das Wort »Wirklichkeit« beschreibt im Grunde einen Vorgang, ein Werden, etwas, das wirkt und sich entwickelt, kein »Sein«. Die Gleichsetzung von »Wirklichkeit« (Wirken) mit »Tatsache« (Faktum) ist eine Wortverdrehung – ein Lapsus der deutschen Sprache.
siehe Nihilismus (Buddhismus), siehe pratityasamutpada, siehe Schöpfung (Buddhismus), siehe Welt (Buddhismus), siehe Ursache und Wirkung (Buddhismus), siehe Kausalität (Buddhismus), siehe Konditionalismus (Buddhismus), siehe Madhyamaka, siehe Vijnanavada, siehe George Berkeley, siehe David Hume