Die Vier Edlen Wahrheiten verkündete Siddharta Gautama, der Buddha (= der Erwachte), der Überlieferung nach in seiner ersten Predigt bzw. Lehrrede im Wildpark von Benares (528 v. Chr.). Er beschreibt sie im Stile eines Arztes, der die Krankheit diagnostiziert, die Ursache ermittelt und dann den Weg zur Heilung aufzeigt. Die ältesten Lehrreden des Buddha sind in der altindischen Sprache Pali verfasst, dieselben und spätere Texte auch in Sanskrit. Es handelt sich um eine dreigliedrige Textsammlung, auch Dreikorb genannt, dem (Tipitaka = Pali /Tripitaka = Sanskrit):
1. Vinaya Pitaka: Der Korb der Ordensregeln
2. Sutta Pitaka: Der Korb der Lehrsätze
3. Abhidhamma Pitaka: der Korb der Höheren Lehrreden
Die Vier Edlen Wahrheiten behandeln das Gesetz der ethischen Kausalität, der Wiedergeburt, den Ursprung und den Weg zur Aufhebung des Leidens bis hin zum erlösenden Verlöschen:
„Dies, Mönche, ist die Edle Wahrheit vom Ursprung des Leidens: Es ist die Wiedergeburt bewirkende, mit Freude und Vergnügen verbundene Gier (tanha), die mal hier, mal dort Gefallen findet, nämlich: die Gier nach Lust, die Gier nach Werden, die Gier nach Vernichtung“ (Mahavagga des Vin, Schumann S. 74).
* Durch den Edlen Achtfachen Pfad kann man dem Kreislauf der ständigen Wiedergeburten entrinnen. Da er zwischen einem Leben aus Verlangen und einem Leben aus Entbehrung von Körper und Geist verläuft, wird er Mittlerer Weg genannt.
Hans Wolfgang Schumann: Handbuch Buddhismus. Die zentralen Lehren: Ursprung und Gegenwart. Kreuzlingen / München: Hugendubel (Diederichs) 2000