Wiedergeburt (Buddhismus)


CC-BY  Francesco Ficicchia Nachschlagen

Vorstellung von der ständigen Wiederkehr im Daseinskreislauf der Existenzen (siehe Samsara (Buddhismus)). Die periodische Wiederkehr ist ein Ausdruck des kontinuierlichen und nie endenden Weltenlaufs, des ewigen Sich-Verweltens. Wiedergeboren werden die Wesen, weil die nach Verwirklichung drängenden mentalen Kräfte solange über den physischen Tod hinaus bestehen bleiben, bis sich von selbst erschöpft haben werden.

Die Wiedergeburt ist die Folge des Wunsches nach Aufrechterhaltung des eigenen Ichs und des Drangs nach eigener Unsterblichkeit. In buddh. Sicht ist das Ich aber nicht mehr als ein Bündel fluktuierender Elemente und besteht nicht als permanente Seeleneinheit. Wiedergeburt ist somit keine Seelenwanderung (so die hinduistische Auffassung), sondern eine Kontinuität des karmisch verstrickten und dadurch noch nicht befreiten Geistes, der nach Auflösung der materiellen Bestandteile des physischen Leibes nach einer Neuaktualisierung in einem ihm adäquaten Kraftfeld drängt (Gravitationsgesetz). Der Begriff »Wiedergeburt« ist demnach ungenau, da es streng gesehen weder um eine Wiederholung noch um eine Geburt (Inkarnation) im eigentlichen Sinne geht, sondern allein um das Fortbestehen einer noch wirksamen Bewusstseinsgrundlage. Wiedergeburt ist somit nicht im physiologischen Sinne zu verstehen, sondern als Vorgang, in dem die noch nicht zur Ruhe (zu einem Abschluss) gelangte psychische Energie sich über den physischen Tod hinaus fortsetzt und aufgrund karmischer Steuerung in einem neuen (wesensverwandten) Dasein sich entfaltet.

Die Qualität der Wiedergeburt (oder besser: der geistigen Kontinuität) ist durch die karmischen Imprägnierungen bestimmt, welche die Voraussetzungen einer neu in Erscheinung tretenden Daseinsform schaffen. Die Wiedergeburt wird aber nicht als Lohn oder Strafe verstanden, sondern als notwendige Konsequenz einer karmisch etablierten Grundlage.

Der Abschluss der Wiedergeburten tritt dann ein, wenn in der Überwindung des eigenen Daseinstriebs alle nach Realisierung drängenden Impulse gleichsam versiegen und nichts mehr da ist, woran sich das eigene Ich noch entzünden könnte. Erreicht ist der Zustand des Nirvâna, das Ende aller Leiderfahrungen und die Beruhigung aller Unruhe des Geistes, mithin der Zustand der Zustandslosigkeit, in dem sämtliche Wünsche und Denkgebilde vollends erloschen sind. – Eine nachtodliche Existenzweise in einem Jenseits weist der Buddhismus von sich.

siehe Karma (Buddhismus), siehe Mensch (Buddhismus), siehe Seele (Buddhismus), siehe Nirvana, siehe Tod (Buddhismus), siehe Ewiges Leben (Buddhismus)

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