Zoroastrismus. Religionsgemeinschaft des iranischen (persischen) Propheten siehe Zarathustra (auch Zoroaster genannt), der um 1200 v.Chr. lebte. Seine Lehre beruht auf der indo-iranischen Tradition und weist gewisse Parallelen zum Rgveda [Rigveda], der ältesten Sammlung der indischen (brahmanischen) Veda-Literatur, auf. Mit etwa 30 Jahren erlebte Zarathustra seine prophetische Berufung und begann mit der Verkündigung des Gottes siehe Ahura Mazda (»Weiser Herr«).
Das Weltbild des Zoroastrismus beruht auf einer positiven Bewertung der Schöpfung. Die Welt ist von Gott gut erschaffen worden, steht dennoch aber in einem ständigen Kampf zwischen guten und bösen Mächten. Zur guten Schöpfung Gottes gehören: Tiere, Feuer, Erde, Metall, Wasser, Pflanzen und die Menschen. Jeder Einzelne steht in der individuellen Verantwortung und in der existenziellen Entscheidung, für oder gegen das Reich Ahura Mazdas einzustehen. Der Zoroastrismus lehrt eine Zweiteilung der Welt in eine körperliche und eine geistige Sphäre, sowie einen kosmischen Dualismus von Gut und Böse. Der Mensch ist aufgefordert, einen guten Sinn, Wahrhaftigkeit, Gesundheit, Wohlergehen, Glück und Ergebenheit anzustreben. Das von Zarathustra verkündete »Reich Gottes« (Xshatra) bedeutet Macht und Würde und schließt die Funktion des Herrschens ein. Jeder ist aufgerufen, an der Verwirklichung dieses Reiches mitzuwirken. Der Einsatz für das Reich Ahura Mazdas und das Gute bilden die Voraussetzung für eine positive oder negative nachtodliche Existenz. Jeder Mensch wird beim Jüngsten Gericht aufgrund seiner im Leben getätigten individuellen Entscheidungen beurteilt. Die Gerechten gelangen in das paradiesische »Haus des Sanges«, die Ungerechten in das »Haus des Bösen«.
Im 7. Jh. v.Chr. war die Lehre über dem gesamten Hochland Irans verbreitet, und als Kyros der Große im 6. Jh. v.Chr. das Persische Reich begründete, war der gesellschaftliche Einfluss des Zoroastrismus nicht unbedeutend. Mit der griechischen Invasion des Perserreiches (Alexander der Große; 4. Jh. v.Chr.) wurde die altiranische Religion zunächst zurückgedrängt, blühte ab dem 2. Jh. v.Chr. unter den Parthern (den damals größten Gegnern Roms) aber wieder auf. Die Parther herrschten außerhalb Irans auch über Teile Kleinasiens und Syriens und eroberten im Jahre 40 v.Chr. sogar Jerusalem, das sie zwei Jahre später mit dem römischen Einmarsch und der Rückkehr Herodes auf den Königsthron jedoch wieder aufgeben mussten. In dieser Zeit fand ein interreligiöser Austausch statt, und es wird angenommen, dass zarathustrische Lehren das Judentum und das spätere Christentum beeinflusst haben könnten (Lehre vom Weltende, der Auferstehung, von Himmel und Hölle und anderes mehr).
Im 3. Jh. v.Chr. wurden die Parther durch die aufstrebenden Sâsâniden abgelöst, die den Zoroastrismus zur Staatsreligion erhoben. Ab dem 7. Jh. n.Chr. begann mit dem Aufstieg des Islam der Niedergang der Religion des Zarathustra. Der Islam zählt den Zoroastrismus zu den »Buchreligionen« (siehe Ahl al-Kitab). Als solche gehörten seine Anhänger zu den »Schutzbefohlenen« (siehe Dhimmi) des Islam, was eine periodisch wiederkehrende Verfolgung und Unterdrückung aber nicht verhinderte.
Gegenwärtig leben in Iran etwa 90,000 Zoroastrier, denen in der Verfassung der Islamischen Republik Iran (Art. 13) volle Religionsfreiheit zugestanden wird. In Indien, wo bereits im 8. Jh. zahlreiche Zoroastrier vor der Islamisierung Irans Zuflucht suchten, leben etwa 70,000 Gläubige, die aufgrund ihrer persischen Herkunft Parsen genannt werden.
Das Heilige Buch des Zoroastrismus, der ältesten prophetischen Religion der Welt, ist der Avesta (»Lobpreis«). Von diesem ist, bedingt durch islamische Zerstörungen und Verfolgungen, nur etwa ein Viertel im Original erhalten. Das Buch gliedert sich in fünf Teile und behandelt vor allem ethische, liturgische und rituelle Fragen.
Der in vielen antiken Kulturen (Inder, Manichäer, Römer) heimische Mithras-Kult (siehe Mithraismus) geht ebenfalls auf Zarathustra zurück. Eine starke Beeinflussung durch den Zoroastrismus liegt auch und vor allem im siehe Manichäismus vor.
siehe Zoroastrier, siehe Parsen