Sucht (Buddhismus)


CC-BY  Francesco Ficicchia Nachschlagen

Der Buddhismus ist primär darauf angelegt, im Menschen ein Bewusstsein für seine Handlungen zu wecken. Das Wort »Buddhismus« leitet sich ab vom Sanskrit-Wort »budh«, was »Erkennen« bedeutet. »Buddhismus« bedeutet also »Erkenntnislehre«.

Aufgrund der hohen Bewertung von Erkenntnis und Wissen ist der Mensch aufgefordert, seine Motivationen und Ziele zu durchschauen und einer ständigen Prüfung in Bezug auf das, was für ihn heilsam (fördernd) oder nicht heilsam (schädlich) ist, zu unterziehen. Rechte Einsicht, Rechter Entschluss, Rechtes Handeln, Rechte Lebensführung, Rechte Bemühung und Rechte Achtsamkeit sind in der buddhistischen Ethik (siehe Achtfacher Pfad) deshalb besonders hervorgehoben. Von diesen Prinzipien ist vor allem die Achtsamkeit (skt.: smrti; Pâli: sâti) angesprochen. Sie besteht in der ständigen Vergegenwärtigung dessen, was man tut oder unterlässt und ist die Grundlage für ein gedeihliches Zusammenleben im sozialen Kontext. Sie ist auch ein Mittel, sich selbst und andere zu schützen. So heißt es in einem buddhistischen Text: »Sich selber schützend, schützt man andere; andere schützend, schützt man sich selbst« (Pâli: attanâm rakkhanto param rakkhati – param rakkhanto attanâm rakkhati).

Vor diesem Hintergrund erfährt die Sucht und das ihr Nachgeben im Buddhismus eine kritische Bewertung und wird alles, was in die Abhängigkeit und in die Flucht aus der Realität führt, mit dem Verlust der eigenen Freiheit und Steuerungsfähigkeit gleichgesetzt. Dennoch kennt der Buddhismus kein Verbot des Suchtverhaltens. Dieses lässt sich nicht per Dekret aus der Welt schaffen und kann letztlich nur durch Einsicht, freiwillige Entscheidung und durch eigenes Bemühen überwunden werden. Der Rausch und die Sucht sind keine Mittel, sich Befreiung und Wohlbefinden zu verschaffen, denn ihnen folgt allemal die leidvolle Ernüchterung, die bittere Erfahrung des Nichterfülltseins und der inneren Leere, langfristig auch physische und psychische Beeinträchtigungen. Der Buddhismus predigt nicht die Kasteiung des Fleisches und die Absage an alle Sinnenfreuden. Der Genuss und die Freude an den Dingen ist nichts Verwerfliches. Verwerflich und in letzter Konsequenz auch leidvoll ist die Gier, die Unmäßigkeit, die Abhängigkeit, der achtlose Umgang mit sich selbst und damit verbunden auch die Schädigung des sozialen Umfelds (Partnerschaft, Familie, Arbeitswelt, Gesellschaft).

siehe Begierde (Buddhismus), siehe Leiden (Buddhismus), siehe Ethik (Buddhismus)

www.navayana.ch