Das Fundament buddhistischer Ethik bildet die letzte der »Vier Edlen Wahrheiten« (siehe Vier edle Wahrheiten) die als der »Achtfache Pfad« zur Überwindung des Leidens bekannt ist. Auf diesen bezogen ist auch die »Fünffache Rechtschaffenheit« (pa?cashîla), deren Regeln man gemeinhin als den eigentlichen Normenkatalog des Buddhismus bezeichnet. Im Begehen des Achtfachen Pfades und in der Befolgung der fünf sittlichen Maximen wird die grundlegende Voraussetzung für eine heilsame Lebensgrundlage gesehen. Sittlichkeit oder sittliches Verhalten ist aber kein »Gebot« im üblichen Sinne einer Sittenlehre, sondern eine aus der Einsicht in die Folgen der Tatzusammenhänge sich ergebende innere Einstellung. Allein die Befolgung dessen, was man selbst erkennt und nicht das, was geboten ist, führt zur Selbstperfektion. Sittliche Verpflichtung kann demnach nur in der radikalen Ehrlichkeit und Treue zu sich selbst bestehen. Die Folgen für gutes oder schlechtes Handeln sind weder Belohnung noch Strafe, sondern notwendig eintretende Konsequenzen (Karma-Lehre).
Im Fehlen von Verboten und Geboten gibt es keine sanktionierende Instanz, kein Diktat einer höheren Macht, sondern ausschliesslich ein Handeln, das auf unbedingter Freiwilligkeit und Einsicht beruht. Indem das handelnde Subjekt ausser sich selbst niemandem rechenschaftspflichtig ist, entfällt das Motiv der positiven oder negativen Vergeltung. Sittliches Verhalten erfolgt nicht in der Hoffnung auf Lohn oder aus Furcht vor Strafe, sondern aus Einsicht. Die Befolgung der ethischen Postulate und Maximen ist deshalb nicht geboten, sondern lediglich angeraten.
Buddhistische Ethik gründet auf dem Verständnis der Lehre als eines »mittleren Weges« , der sich von beiden Extremen, dem ungehemmten Nachgeben gegenüber Trieben und Affekten einerseits und asketischer Unterdrückung andererseits, fernhält. Die ethischen Postulate beinhalten keine Repression, indes den Aufruf zur Mässigung und Selbstdisziplin. Sie beanspruchen, pragmatische Anweisungen für die Lebenspraxis und Anleitung zum rechten Leben und rechten Handeln zu sein. Buddhistische Ethik gründet demnach auf der autonomen Entscheidung und Verantwortung des Einzelnen. Sie ist kein Katalog von Moralvorschriften; sie schreibt nicht vor, was zu tun ist, sondern will Richtlinien für eine heilsame Lebensgrundlage vermitteln. Sie zeichnet sich aus durch ihren Pragmatismus, indem sie ausschliesslich Anleitung zum praktischen Tun zu sein beansprucht.
Die wichtigsten ethischen Prinzien bestehen in der Nichtschädigung von Lebewesen – also im konsequenten Gewaltverzicht -, in einer achtsamen Lebensführung und in Übung von Geduld und Nachsicht gegenüber den Mitmenschen.
siehe Ethik, siehe Gebote (Buddhismus), siehe Meditation (Buddhismus)