Formen und Gattungen


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Beides sind Bezeichnungen aus der Literaturwissenschaft, die für die Bibel ganz speziell von der Formgeschichte aufgegriffen wurden und angewendet werden. Normalerweise wird die »Form« für die kleinere und die »Gattung« für die größere übergreifende Texteinheit gebraucht (z.B. ist »Gleichnis« eine Form in der Gattung »Evangelium«).
Im AT hat sich in der Forschung eine Unterscheidung folgender Formen und Gattungen durchgesetzt:

  • 1. Prosa: Die ursprünglich mündlich überlieferten Erzählungen fanden erst später ihre schriftliche fixierte Form, kleinere Einheiten wuchsen dabei zu größeren Kompositionen zusammen. Zu den Prosaformen gehören neben den verschiedenen Erzählungsarten (Bericht; Mythos, Märchen, Anekdote, Novelle, Legende, Fabel, Sage) auch Urkunden, Briefe, Listen, Rechtsformen, Kulturordnungen und Verträge
  • 2. Sprüche: Sie stehen an der Grenze zur Poesie, dazu zählen Sprichwörter, Rätsel, Weisheitsspruch, Rechts- und Kulturorakel sowie Prophetenspruch (Drohung, Mahnwort, Scheltwort, Verheißung, Weheruf)
  • 3. Lieder: Sie begleiten von Anfang an das menschliche Leben. In gebundener Form finden sich Lieder aus dem Alltag (Arbeitslieder, Trink-, Spottlieder, Siegeslieder, Hochzeits – und Liebeslieder, Totenlieder) neben den kultischen Formen (Psalmen, Hymnen, König-Jahwe-Lieder, Königslieder, Klagelieder des einzelnen und des Volkes, Danklieder des einzelnen und des Volkes, Weisheits- und Lehrgedichte, Geschichtspsalmen)
  • Zu den Prosaformen des NT gehören Erzählungsarten, dazu kommen noch die Briefe als Gattung, die Offenbarung steht der Gattung nach wohl in der Nähe der Poesie. In allen neutestamentlichen Schriften haben verschiedene kleine Formen Aufnahme gefunden, z.B. Hymnen, Doxologien, Haustafeln, Ständespiegel, in den Evangelien: Gleichnisse und Bilder (siehe Bildersprache) neben Gesetzes und prophetischen Worten.

siehe Bibelwissenschaft