Ketzer


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griechisch katharos: rein

Als Ketzer bezeichnet man in abwertender Weise Abweichler, Andersdenkende und Andersglaubende (Häretiker). Das Wort entstand vermutlich durch das Eindeutschen des Begriffs Katharer, der ursprünglich für eine spezielle Häretikersekte verwendet wurde.

Als Ketzer galten alle diejenigen, die innerhalb der katholischen Kirche von den als rechtgläubig anerkannten Lehren abwichen, oder gar eigene Lehren aufstellten. Damit unterschieden sie sich von den Ungläubigen, den Nichtchristen. Ketzerei betraf einzelne Personen oder Gruppen, die die Allmacht der katholischen Hierarchie ablehnten und in dem Streben, die Botschaft Gottes auf ihre eigene Weise zu interpretieren, mit der römischen Kurie in Konflikt gerieten (siehe Jan Hus).

Kennzeichnend für die so genannten Ketzerbewegungen war ihr Perfektionismus und Idealismus. Dies führte dazu, dass sie die herrschenden Vorstellungen rigoros in Frage stellten und sich selbst als die Vertreter der reinen Lehre betrachteten. Ihre Forderungen waren in den meisten Fällen tief greifend und richteten sich oft gegen die gesamte Institution der Kirche, gegen sämtliche staatlichen und kirchlichen Autoritäten.

Die Ursprünge der Ketzerbewegungen liegen in Norditalien und Südfrankreich. Zu ersten Ketzerbewegungen kam es im 3. bis 5. Jahrhundert. Als Blütezeit in Europa gilt das Hochmittelalter. Während manche Bettelorden kirchliche Anerkennung fanden, wurden andere jahrhundertelang grausam verfolgt. Zu den bedeutendsten nicht wieder in die katholische Kirche integrierbaren damaligen Häretikergruppen zählten die Waldenser, die Hussiten, die Taboriten und die Albigenser, die auch Katharer genannt wurden.