Herrnhuter Brüdergemeine


CC-BY  Ingo Koll Nachschlagen

Die Herrnhuter Brüdergemeine ist eine evangelische Glaubensgemeinschaft, die teils als Freikirche, teils als Bewegung innerhalb der evangelischen Landeskirchen arbeitet. Sie ist assoziiertes Mitglied der EKD und Vollmitglied der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland. Viele der ca. 10.000 Herrnhuter Christen in Deutschland haben eine Doppelmitgliedschaft in Brüdergemeine und Landeskirche.

Als Bezeichnungen sind gebräuchlich: Herrnhuter oder Brüdergemeine (ohne »d« – nicht zu verwechseln mit den »Brüdergemeinden«), Unitas Fratrum oder Evangelische Brüder-Unität. Im Englischen und Französischen sind die Bezeichnungen »Moravian Church« bzw. »Eglise Morave« (»Mährische Kirche«) üblich.

Bild Die Brüdergemeine entstand 1722, als evangelische Flüchtlinge aus Mähren Zuflucht auf dem Gut des Grafen von Zinzendorf fanden. Sie gehörten zu den Überresten der Unitas Fratrum (siehe Böhmische Brüder), die nach dem 30-jährigen Krieg verboten war. Zinzendorf ließ sie die Siedlung Herrnhut erbauen und erlaubte ihnen, ihre Glaubensart fortzuführen. Er selber schloss sich der Gemeinde an. Aus diesem kleinen Anfang wurde eine sehr lebendige Freikirche. Sehr bald sandten die Herrnhuter Prediger in alle Ecken Europas und Missionare in die Karibik, nach Südafrika und nach Grönland.

Die Herrnhuter machten es sich zur Regel, keine Christen aus anderen Kirchen abzuwerben. Deshalb gibt es in Deutschland nur wenige ihrer Gemeinden. Sie gründeten aber Bibelkreise und lebendige Glaubensgemeinschaften in den großen Kirchen. Die Herrnhuter Mission ging nur dorthin, wo es keine anderen Missionen gab oder wenn sie von anderen evangelischen Kirchen eingeladen wurden.

Zu den Besonderheiten der Herrnhuter gehören: die Losungen, die Herrnhuter Weihnachtssterne, die Singstunde und die eigenen Kirchen, die »Gemeindesaal« heißen.

Die Brüdergemeine ist in Ortsgemeinden und Provinzen organisiert. Deutschland gehört mit den Niederlanden, der Schweiz, Schweden, Dänemark, Estland und Lettland zur »Europäisch-Festländischen Provinz«. Die Kirche kennt drei Ämter: Bischof, Presbyter und Diakon. Die Leitung der Kirchen als Organisation liegt nicht beim Bischof, sondern bei einem gewählten Direktorium. Der Bischof (es kann mehrere nebeneinander geben) leitet nicht die Kirche, sondern hat eine rein geistliche Aufgabe.

Durch die Mission leben die meisten Mitglieder heute in der 3. Welt. Die größte Herrnhuter Kirche ist die »Moravian Church in Tanzania«. Weitere bedeutende Kirchen sind in Südafrika, den USA, in Surinam und Nicaragua. Insgesamt gibt es weltweit etwa 825.000 Mitglieder, davon 600.000 in Afrika und 30.000 in Europa.
Die meisten der europäischen Herrnhuter leben in den Niederlanden. Die Familien sind aus der ehemaligen holländischen Kolonie Surinam eingewandert und sind überwiegend afrikanischer Abstammung.

Weitere Informationen zur Brüder-Unität der Herrnhuter finden sich auf der Website der Gemeinschaft.