Mission (lat.: missio = Sendung, Auftrag). Nach Lk 10,1ff hat sich Jesus an das Volk Israel gewandt. Im so genannten Missionsbefehl Jesu (Mt 28,18-19: „Gehet hin und macht zu Jüngern alle Völker.“) wird diese Grenze überschritten. Paulus gilt als der erste Missionar im klassischen Sinne: Reisen durchzuführen, Menschen zu taufen (siehe Taufe) und Gemeinden zu gründen. Mission ist zu einem Kennzeichen der Kirche geworden, die Missionare in alle Welt entsandte und auch noch immer schickt. Dabei ist die Mission der Kirchen auch mit einer Schuldgeschichte behaftet. Es wäre jedoch zu kurz gedacht, beispielsweise Mission und Kolonialismus einfach gleichzusetzen.
Die Wurzeln der evangelischen Mission liegen in Halle, von wo aus die beiden ersten evangelischen Missionare Bartholomäus Ziegenbalg und Heinrich Plütschau auf Einladung des dänischen Königs nach Indien aufbrachen, wo sie 1706 in der dänischen Kolonie Tranquebar mit der Missionsarbeit begannen, die immer zugleich auch Sozialarbeit war. Die Blütezeit der deutschen Missionen – wie der Weltmission überhaupt – war das 19. Jahrhundert. In Deutschland entstanden in mehreren Schüben zahlreiche Missionsgesellschaften und Unterstützungsvereine für die Mission, die Missionare – und nach einigem Zögern dann seit Ende des 19. Jahrhunderts auch Missionarinnen – in viele Länder der Welt aussandten.
Am Anfang des 20. Jahrhunderts war der Optimismus der internationalen Missionsbewegung groß, schon bald die gesamte Menschheit mit der Botschaft des Evangeliums erreichen zu können. Die erste Weltmissionskonferenz, die 1910 in Edinburgh zusammenkam, sprach enthusiastisch von der „Evangelisierung der Welt in dieser Generation“, was bekanntlich nicht gelang.
Nach dem Zweiten Weltkrieg hat sich das Verständnis von Mission stark gewandelt. Mission wird seither als das missionarische Zeugnis aller Christen in dem jeweiligen Umfeld verstanden, das in erster Linie von der Kirche vor Ort verantwortet wird. Auch heute noch werden von Partnerkirchen aus Afrika, Asien und Lateinamerika Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Deutschland eingeladen, um im Kontext und unter der Leitung der einheimischen Kirche tätig zu werden.
Aber auch das Umgekehrte ist üblich geworden: Es gibt seit den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts zunehmend die Mitarbeit von Menschen aus den Partnerkirchen im Süden in missionarischen und gemeindlichen Aktivitäten der Kirchen in Deutschland. Nach wie vor gehört zur Mission die Einladung zum Glauben und zur Gemeinschaft der Christen und Christinnen. Deutlicher wird aber auch betont – und gerade von den Kirchen aus der südlichen Hemisphäre unterstrichen -, dass Mission Einsatz für Befreiung und Arbeit für die Wahrung der Menschenrechte und die Würde des Menschen einschließt.