Ablasshandel


CC-BY  Heinz-Jürgen Deuster Nachschlagen

Im Mittelalter waren die Menschen voller Angst vor dem Fegefeuer, das ihnen von der Kirche in allen Einzelheiten vor Augen gemalt wurde. Vor der Hölle fürchteten sie sich dagegen nicht so sehr, denn sie waren überzeugt, der Zugang zum Himmel sei ihnen garantiert, wenn sie vor dem Tod die Absolution eines Priesters empfingen. Aber sie hatten Angst vor den Qualen des Fegefeuers, denn nach der Lehre der Kirche musste man von allen irdischen Sünden reingewaschen werden, ehe man in den Himmel kam. Nachdem die Buße sogar zum Sakrament erhoben worden war, herrschte unter dem Volk die Meinung, man könne mit Hilfe der Ablässe (siehe Ablass) die Zeit im Fegefeuer wenigstens verkürzen Die Reliquien in der Wittenberger Schlosskirche, an deren Tür Martin Luther seine 95 Thesen anschlug (siehe Thesenanschlag), konnten angeblich ein Strafnachlass von 1 902 202 Jahren und 270 Tagen erwirken. So konnte man sogar für bereits verstorbene Familienmitglieder noch im Nachhinein sozusagen eine Verkürzung der Fegefeuerzeit erwirken, wenn man sich einen Ablass kaufte. Luther erkannte, das dieser Ablasshandel weder von der Schrift noch von der Tradition der Kirche, noch auch von der Vernunft her begründet werden konnte, sondern vielmehr die Menschen in ihren Sünden bestärkte und ihre Gedanken von Christus und der Vergebung Gottes ablenkte.