Volkenroda ist ein kleiner Ort in Thüringen/ BRD. Bekannt geworden ist er durch die Umsetzung des Christuspavillions von der EXPO 2000 in Hannover in das bestehende Ensemble einer alten Klosteranlage am Ort.
Die Vorgeschichte des Klosteranlage begann im Jahre 1131, als die Erneuerungsbewegung der Zisterzienser Volkenroda erreichte. Die Mönche begannen mit dem Aufbau eines Klosters. Bereits 1150 wurde die Klosterkirche durch den Mainzer Erzbischof geweiht. Getreu dem Leitspruch »Ora et labora – bete und arbeite« gewann die Abtei schon bald große Ausstrahlungskraft als Ort des Gebetes, der Arbeit und der geistlichen Orientierung und entwickelte sich zu einem der einflussreichsten Klöster in der Region. Zahlreiche Tochterklöster wurden gegründet und zeugen von der regen Missionstätigkeit der Mönche: Waldsassen (1133), Reiffenstein (1162), Loccum (1163) und Dobrilugk (1165).
Zu einem jähen Einschnitt in der Geschichte Volkenrodas kam es 1525. Das Kloster war reich geworden, teilweise auf Kosten der Bevölkerung, aber das geistliche Leben lag danieder. Während der Bauernkriege kam es schließlich unter dem Einfluss Thomas Müntzers zur Plünderung und Zerstörung der Klosteranlage und einige Jahre später schließlich zur Auflösung des Klosters. Die verbleibenden Gebäuderreste verfielen oder wurden in den weiteren Jahrhunderten landwirtschaftlich genutzt.
Der Höhepunkt des Niedergangs der einst berühmten Abtei kam Mitte der sechziger Jahre. Volkenroda sollte nach dem Willen der sozialistischen Regierung abgesiedelt werden. Von staatlicher Seite wurden keine Investitionen mehr getätigt. Junge Leute verließen den Ort, da die Möglichkeiten, eine Arbeit zu finden, sehr begrenzt waren. Die Klosterkirche des ehemaligen Zisterzienserklosters, die bis 1968 noch als evangelische Kirche genutzt wurde, musste wegen Baufälligkeit geschlossen werden. Volkenroda erschien trostlos, war scheinbar gottverlassen und dem Verfall preisgegeben.
Erst 1990, nach der politischen Wende in der damaligen DDR, wurde das alte Kloster neu entdeckt. Auf Initiative von ortsansässigen Familien und Lokalpolitikern unternahm man erste Schritte zur Rettung der Klosteranlage und der ältesten intakten Kirche des Zisterzienserordens in Deutschland.
Aus ersten Kontakten zur ökumenisch orientierten Jesus-Bruderschaft Gnadenthal, wurde schließlich ein gemeinsamer Weg. Aus den Traditionen des Ortes und den Erfahrungen der Jesus-Bruderschaft entstand ein Nutzungskonzept für die Klosteranlage Volkenroda.
So konnte ab 1994 mit der baulichen Sanierung der Anlage aus historischer Kirche, Amtshof und Försterei begonnen werde. Später wurde ein Konventgebäude aus Glas und Stahl errichtet. Eine Kommunität aus zölibatären Brüdern und Familien bildete sich und das Kloster entwickelte sich schließlich wieder zu einem Ort der geistlichen Einkehr und des gemeinsamen Lebens, Lernens und Arbeitens. Ein Hoffnungszeichen war gesetzt, für die Menschen im Dorf und in der Region.
Zahlreiche Auszeichnungen dokumentieren die Anerkennung der geleisteten Arbeit über die Ortsgrenzen hinaus, so der Titel »Schützenswertes Kulturerbe von europäischem Rang, der 1995 von der EU verliehen wurde, 1996 der »Henry Ford European Conservation Award« in der Kategorie »Kulturerbe« und 1998 der Denkmalschutzpreis des Freistaates Thüringen.
Die weiteren Geschicke der Klosteranlage waren eng mit der Weltausstellung EXPO 2000 in Hannover verbunden. Die Suche der Jesus-Bruderschaft nach Möglichkeiten für die Neuerrichtung das Längsschiffes der Klosterkirche in Volkenroda, fiel zusammen mit den Bemühungen der Evangelischen und Katholischen Kirche um ein gemeinsames Kirchengebäude auf der EXPO. Erste Kontakte zwischen der Jesus-Bruderschaft und Vertretern der Kirchen mündeten schließlich in der Ausschreibung eines Pavillons, der nach Abschluss der EXPO das nicht mehr vorhandene Längsschiff der Klosterkirche in Volkenroda ersetzen sollte. Eckpunkte der Ausschreibung waren: Die EXPO- Kirche sollte die Idee einer Klosterkirche mit Kreuzgang aufgreifen, in Ergänzung des bereits vorhandenen Konventneubaus in Volkenroda vorwiegend aus Stahl und Glas errichtet sein und sich in das Klostergelände einfügen.
Aus diesen Bedingungen heraus entstand ein moderner Kirchenbau, der als eigenständiges Ensemble konzipiert, die Elemente der klassischen Klosterarchitektur aufgreift: Sakralraum, Kreuzgang und Innenhof. Dieses Prinzip wurde jedoch durch die Architekten umgekehrt.
Am 18. August 2001 fand die Idee von der sinnvollen Nachnutzung des Kirchengebäudes mit der Wiedereinweihung des Christus-Pavillons in Volkenroda schließlich seinen Abschluss. Die neue Klostergemeinschaft hat sich viel vorgenommen: Gebetszeiten, Gottesdienste, Führungen zur Architektur und Geschichte, Kunst- und Kulturveranstaltungen. Der Wiederaufbau des Christus-Pavillons im Kloster Volkenroda soll den Menschen auf vielfältige Weise zugute kommen, als Ort der Gottesbegegnung, Versöhnung und Gemeinschaft, aber auch als Symbol für das weitere Zusammenwachsen Deutschlands.