In der Alltagsspache wird der Begriff »Sünde« beispielsweise für Fehlverhalten im Straßenverkehr (»Verkehrssünder«), Nichteinhalten von Diät (»Süße Sünde«) oder Ehebruch (»Kann denn Liebe Sünde sein?«) gebraucht.
Bei allen drei Beispielen aus dem Alltag handelt es sich um ein selbst verantwortetes und schuldhaftes Fehlverhalten. In diesem Sinn ist der Begriff »Sünde« im religiösen Sinne gerade nicht gemeint: Sünde bezeichnet hier (anders als siehe Schuld) nicht das Übertreten eines einzelnen Gebotes.
Sünde hängt ursprünglich mit dem Wort »Absondern«, Trennen zusammen und meint damit die Trennung zwischen Mensch und Gott. In der Bibel wird die Trennung des Menschen von Gott in mythologischer Sprache in der Geschichte der Vertreibung aus dem Garten (Ex 3,1ff) beschrieben.
Die Situation des von Gott getrennten Menschen ist eine Realität, die der Mensch bereits vorfindet. Diese Realität ist beispielsweise auch in »sündhaften Strukturen« wie z. B. ungerechten gesellschaftlichen Verhältnissen vorhanden. Solche Strukturen üben oft auf den Menschen Druck oder Zwang zu schuldhaftem Verhalten aus. Da man früher davon ausging, dass diese sündhaften Strukturen sich biologisch fortpflanzen, wird hier auch von Erbsünde (siehe Erbschuld) geredet.
Judentum, Christentum und Islam gehen davon aus, dass Gott von Sünde befreien kann (siehe Erlösung).