Soziale Verteidigung


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Unter sozialer Verteidigung versteht man den Versuch, einem Angriff von außen oder Umsturzversuch von innen ausschließlich durch vorbereiteten gewaltlosen Widerstand entgegenzuwirken. Verteidigt werden dabei nicht die Grenzen eines Landes, sondern sein soziales System, ohne das es für jeden Angreifer nahezu wertlos ist.

Die Vertreter dieser alternativen sicherheitspolitischen Konzeption gehen davon aus, dass die Besetzung eines Industriestaates unmöglich oder zu teuer wird, wenn sich die gesamte Zivilbevölkerung weigert, mit den Angreifern zusammenzuarbeiten. Die »Umrüstung« auf soziale Verteidigung hätte außerdem den Vorteil, dass sich andere Staaten nicht mehr bedroht fühlen müssten. Im Kriegsfall gäbe es weniger Zerstörung und Tote.

Frühere Erfahrungen mit passivem und gewaltlosem Widerstand haben gezeigt, wieviel schon von wenigen Menschen und ohne nennenswerte Vorbereitung erreicht werden kann (z. B. bei dem seit 1920 von Gandhi angeführten Kampf der Inder gegen die englische Kolonialherrschaft; 1920 beim Kapp-Putsch mit Generalstreik; 1923 bei der Besetzung des Ruhrgebietes durch Franzosen und Belgier; beim Widerstand norwegischer Lehrer gegen das von den Nationalsozialisten eingesetzte Quisling-Regime; 1953 beim Aufstand in der DDR; beim Kampf Martin Luther Kings gegen die Rassendiskriminierung und 1968 beim Einmarsch der Russen in die Tschechoslowakei). Wieviel würde möglich sein, wenn die soziale Verteidigung mit einem ähnlichen Aufwand wie die militärische vorbereitet werden könnte?

Gegner dieses Konzepts wenden ein, dass die Gefahr internationaler Übergriffe größer wird, wenn es keine ausreichende militärische Abschreckung gibt und der zu erwartende soziale Widerstand zu gering eingeschätzt wird. Sie halten es für unwahrscheinlich, dass eine ausreichende Zahl von Bürgern ihren Widerstand gegenüber Drohungen und Gewaltanwendung aufrechterhalten würde.

Die Befürworter dieses Konzepts sagen: Für Deutschland sind grundsätzlich nur solche Verteidigungsstrategien vernünftig, bei denen das Volk im Kriegsfall überleben kann. Das ist z.B. bei der »Vorneverteidigung« der NATO nicht der Fall, wenn in Deutschland Atomwaffen eingesetzt werden. Deshalb setzen sich zahlreiche christliche Gruppen (z.B. »Ohne Rüstung leben«, »Aktion Sühnezeichen« und »Pax Christi«) für militärische Abrüstung und Entwicklung der sozialen Verteidigung ein.

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