Bezeichnung für eine okkultistische Geheimgesellschaft (siehe Okkultismus). Sie wurde anfang des 20. Jahrhunderts durch den Wiener Fabrikanten Dr. Karl Kellner und den deutschen Theosophen (siehe Theosophie) Dr. Franz Hartmann gegründet. Ihnen gesellte sich noch der Abenteurer Theodor Reuss (1855-1923) hinzu, der über zahlreiche Kontakte zur Geheimorden-Szene verfügte. Über Reuss liefen auch die Kontakte Rudolf Steiners zur Geheimbund-Szene. O.T.O. wurde durch Reuss zu einem Sammelbecken magischer Geheimbünde. Unter dem Namen »Bruder Merlin« brachte er Aleister Crowley mit O.T.O. in Verbindung. Crowley, der sich 1925 in Weida (Thüringen) von einer Gruppe deutscher Okkultisten zum Weltheiland hatte ausrufen lassen, schrieb für den O.T.O. das Ritual einer »Gnostischen Messe.
Friedrich W. Haack (deutscher Theologe) schreibt über O.T.O. folgendes:
Im Lehrgebäude des O.T.O. tauchen viele Einzelbausteine des Okkultismus und des Yoga auf. Die Lehre von der Wiederverkörperung ebenso wie die Lehre, dass die unsterbliche Geistseele des Menschen den Körper verlassen könne , dass der Mensch sich von Stufe zu Stufe höher entwickeln müsse, bis er feststellt bzw. ihm offenbar wird, dass er selbst Gott ist.
Es gibt Hilfen, sich mit Übermächten zu verbinden (in den Ritualen) und die Gefahren zu handhaben, dass fremde »Dämonen« bei solchen oder anderen Gelegenheiten den Menschen zu ihrer Behausung machen. Eine für die magische Entwicklung besonders wichtige Hilfe ist der Guardian-Angel (Wächter-Engel). Natürlich verleihen die Einweihungen in die höheren O.T.O.-Grade auch paranormale Fähigkeiten: Man kann die Welt um sich manipulieren, kann Hellsehen und anderes mehr. Doch müssen die jeweiligen Erkenntnisse vor den unteren Stufen streng geheim gehalten werden, da ein unvorbereitetes Wissen für den Adepten bzw. Nicht-Eingeweihten unermeßlichen Schaden bewirken könne.
Haack verweist darauf, dass Lafayette Ronald Hubbard, der Gründer von Scientology, etwa Ende 1945 zur kalifornischen Gruppe des O.T.O. stößt.
Das Gedankengut von Aleister Crowley und seinem O.T.O. spielt im Neo-Satanismus auch heute noch eine Rolle. Er wird von den Satanisten als der große Lehrmeister und Vordenker angesehen, seine Werke erfreuen sich auch heute noch einer großen Beliebtheit in der Szene.
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