Nyingmapa (tibet. r?ing-ma-pa), »Lehre der Alten«. Zwischen dem 8. und 10. Jh. entstandene nicht reformierte Schule des tibetischen Buddhismus (siehe Vajrayana), welche die ältesten, von siehe Padmasambhava und anderen Mönchen im 8. Jh. von Indien nach Tibet gebrachten buddhistischen Überlieferungen vereinigt. Die Nyingmapa besitzt eine eigene kanonische Literatur, bestehend aus alten Überlieferung und Terma-Texten, unter denen das Tibetische Totenbuch (siehe Bardo Thödol) das bekannteste Werk ist. Die zentrale Praxis der Nyingma besteht in der Verwirklichung der »Großen Vollkommenheit« (Dzogchen [rDsogs-chen]), d.h. in der praktischen Verwertung (Umsetzung) der esoterischen Tantra-Texte. Die wichtigsten Autoritäten der Nyingmapa sind – neben Padmasambhava (8. Jh.) – Long Chenpa (1308-1464) und Jigme Lingpa (1730-1798).
In ihrer praktischen Ausrichtung gelten die Nyingma als der Bön-Tradition nahe stehend. siehe Bön ist die vorbuddhistische schamanistische Volksreligion Tibets, die in ihrer heutigen Form aber stärker von der Nyingmapa geprägt ist als umgekehrt.
Unter den tibetischen Schulen des Vajrayâna weist die Nyingmapa am wenigsten eine organisierte Struktur auf, so dass sie im Wesentlichen individualistisch angelegt ist. Die Nyingmapa ist außerhalb Tibets hauptsächlich in Sikkim und Ladakh verbreitet. Da ihre Mönche und Lehrmeister rote Mützen tragen, werden sie in Abgrenzung zu den reformierten siehe Gelugpa auch »Rotmützen« genannt.