Martin Niemöller war deutscher Theologe, Widerstandskämpfer zur Zeit des Nationalsozialismus und führendes Mitglied der Bekennenden Kirche.
Martin Niemöller wurde 1892 als Sohn des lutherischen Pfarrers Heinrich Niemöller und seiner Frau Paula geboren. 1900 zog die Familie von Lippstadt nach Elberfeld, wo Niemöller 1910 sein Abitur ablegte. Durch seine Eltern kaisertreu und deutschnational erzogen, wurde Niemöller 1910 Marineoffizier und im Ersten Weltkrieg Kommandant eines U-Bootes. Nach Kriegsende studierte Niemöller Theologie in Münster. Nach seiner Ordination im Jahre 1924 arbeitete er als Geschäftsführer der Inneren Mission in Westfalen und seit 1931 als Gemeindepfarrer in Berlin-Dahlem.
Niemöller unterstützte und tolerierte zunächst die NSDAP, geriet jedoch bald nach der nationalsozialistischen Machtübernahme in Konflikt mit dem NS-Regime. Als der »Arierparagraph« auch in der Kirche eingeführt wird, ruft er mit anderen Pfarrern im Herbst 1933 den „Pfarrernotbund“ ins Leben. In der Folgezeit wird Niemöller schließlich einer der aktivsten Köpfe der Bekennenden Kirche in Berlin-Dahlem und zu einer der bekanntesten Persönlichkeiten des kirchlichen Widerstandes. Im März 1934 verhängt das NS-Regime darum ein zeitweiliges Redeverbot gegen ihn. Ein Jahr später wird er zusammen mit mehreren hundert Pfarrern verhaftet.
Von der Gestapo ständig überwacht und am 1. Juli 1937 erneut festgenommen, verurteilt ein Berliner Gericht Niemöller am 7. Februar 1938 zu neun Monaten Festungshaft, die durch die Untersuchungshaft als verbüßt gelten. Am darauffolgenden Tage wird Niemöller jedoch als »persönlicher Gefangener« Adolf Hitlers in das KZ Sachsenhausen eingeliefert, wo er sofort in Isolierhaft kommt. Am 11. Juli 1941 erfolgt seine Verlegung in das KZ Dachau. Trotz aller Proteste aus dem In- und Ausland bleibt er bis Ende April 1945 in KZ-Haft.
Nach dem Kriegsende übernimmt Martin Niemöller leitende Ämter innerhalb der evangelischen Kirche und hat maßgeblichen Anteil an der Formulierung des Stuttgarter Schuldbekenntnisses vom 19. Oktober 1945. Damit wurde den deutschen evangelischen Kirchen der Weg zurück in die ökumenische Gemeinschaft (siehe Ökumene) eröffnet. Niemöller nahm an den Vollversammlungen des Ökumenischen Rates der Kirchen von 1948 bis 1975 teil und war von 1961 bis 1968 einer der sechs Präsidenten des ÖRK. Er kritisierte die Gründung der Bundesrepublik Deutschland, die Wiederbewaffnung Deutschlands, die Positionen der Kirche im Kalten Krieg sowie die Rüstungspolitik der Großmächte. Seine Ansichten brachten ihm sowohl Ablehnung als auch große Beachtung ein.
1954 wandte er sich radikal pazifistischen Positionen zu, um derentwillen er auch nicht die Zusammenarbeit mit Kommunisten scheute. In Zeiten von ABC-Waffen schien ihm Krieg nicht nur falsch, sondern christlich unverantwortbar zu sein. So war in seinen Augen die Ableistung von Militärdienst mit dem christlichem Glauben unvereinbar.
Während des Kalten Krieges besuchte er 1952 auf Einladung des russisch-orhodoxen Patriarchen Moskau. Während des Vietnam-Krieges reiste er 1967 nach Nord-Vietnam. Im Alter griff Niemöller die bundesdeutsche Politik an und unterstützte die außerparlamentarische Opposition; auch der Kirche traute er Reformfähigkeit nicht mehr zu, so dass er schließlich die hessen-nassauische Synode verließ.
Niemöller wurden vielfache Ehrungen zuteil. Er erhielt u. a. die Wichernplakette der Inneren Mission, den Lenin-Friedenspreis der UdSSR, das Großkreuz des Bundesverdienstordens, die Albert-Schweitzer-Friedensmedaille, die DDR-Friedensmedaille in Gold sowie Ehrendoktorwürden in Eden/USA, Budapest, Göttingen, Halifax/Chicago, Neu-Delhi und Chicago. Nur wenige Vertreter der Kirche besaßen im Nachkriegsdeutschland ein so ausgeprägtes Profil wie Martin Niemöller.
In seiner Sozialethik bewegte sich Niemöller zwischen der lutherischen Prägung durch sein Elternhaus und reformiertem Einfluss. So erkannte er in engem Rahmen eine relative Autonomie des Politischen an, aber er betrachtete politische Entscheidungen auch als Glaubensentscheidungen. Die Frage »Was würde Jesus dazu sagen?“ wurde zu einem Markenzeichen seines Denkens. Martin Niemöller stirbt am 06. März 1984 in Wiesbaden.