Aus Galatien haben Paulus auf seiner dritten Missionsreise in Ephesus schlimme Nachrichten erreicht. Strenge judenchristliche Wandermissionare (siehe Judenchristen) sind dort aufgetreten, die behaupten, Paulus habe den Gemeinden nur das halbe Evangelium gebracht, ja er, Paulus, sei gar kein echter Apostel, da er kein Osterzeuge sei. Sie fordern die Beschneidung, die Erfüllung des jüdischen Gesetzes und die Beobachtung gewisser Zeiten und Tage (Gal 4,10, Gal 5,2ff, Gal 6,12). Von diesen judaistischen Missionaren haben sich die galatischen Gemeinden irritieren lassen und »sich von neuem das Joch der Knechtschaft« des Gesetzes auflegen lassen (Gal 5,1). In brennender Sorge und mit großer innerer Erregung schreibt Paulus zwischen 53 und 55 n.Chr. den zornigsten seiner Briefe (siehe Paulusbriefe). Denn mit dieser erneuten Hinkehr zu Gesetz und Judentum treffen sie die Mitte der paulinischen Verkündigung, den Glauben an Jesus Christus als den einzigen Heilsweg. Das Evangelium vom gekreuzigten Christus wird dabei zunichte, die gewonnene Freiheit aufgegeben. Eindringlich warnt und mahnt Paulus. Er sieht deutlich die Konsequenzen. Was er in seinem Brief erregt, scharf formuliert, in abrupten Gedankengängen, um Verständnis ringend sagt, das schreibt er, wenige Jahre danach, noch einmal im Römerbrief sachlich und mit wohlüberlegten Worten nieder. Deshalb gibt es wichtige Parallelaussagen zwischen diesen beiden Briefen.
Paulus hat mit seinem Schreiben offensichtlich Erfolg gehabt, sonst wäre es nicht erhalten geblieben. Im ersten Korintherbrief (1.Kor 16,1) wird zudem deutlich, dass er auch weiterhin mit den galatischen Christen in Verbindung stand.