Die freiwillige völlige oder teilweise Enthaltung von Speise und Trank, bisweilen auch von Geschlechtsverkehr, galt im Alten Testament (siehe AT) als Ausdruck bewusster Selbstminderung. Das Fasten wurde beim Tod von Angehörigen, bei Unheilsschlägen und öffentlichem Sündenbekenntnis oder als Selbsterniedrigung des Menschen vor einem zu erwartenden Erscheinen Gottes erforderlich. Für bestimmte Tage des Jahres-Fest-Kreises war ein kollektives Fasten erforderlich. Außerdem konnte der Priester bei außerordentlichen Anlässen wie Niederlagen vor dem Feind (Ri 20,26) oder einer Heuschreckenplage (Joel 1,14) einen außerordentlichen Fasttag anordnen. Daneben wird im Alten Testament aber auch vom individuellen Fasten erzählt (2.Sam 12,16, Neh 1,4).
Fasten im Neuen Testament: Jesus und seine Jünger hielten im Unterschied zur Bewegung Johannes des Täufers (siehe Johannes der Täufer) kein Fasten. Für Jesus war durch die Nähe des Reiches Gottes (siehe Reich Gottes) bereits die Gegenwart als Freudenzeit gekennzeichnet, die für Selbstminderung durch Fasten keinen Raum bot. Und trotzdem wird auch in der Bibel erzählt, dass Jesus selbst vierzig Tage fastete (Mt 4,2) und sich so in der Stille vor Gott auf seinen neuen Dienst vorbereitet. Obwohl das Neue Testament (siehe NT) eine volle Freiheit vom Fasten, aber auch zum Fasten schenkt, entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte wieder eine Fastenpraxis.
Kirchenzeitungen der Nord-Ost-Deutschen Verlagsgesellschaft