Erfurt


CC-BY  Heinz-Jürgen Deuster Nachschlagen

Erfurt ist die Hauptstadt des deutschen Bundeslandes Thüringen und bedeutsam für die Geschichte der Reformation.

Nach erfolgreichem Schulbesuch in Mansfeld, Magdeburg und Eisenach ließ sich der 17jährige Martin Luther Anfang Mai 1501 als Martinus Ludher ex Mansfelt für das Sommersemester 1501 in die Erfurter Universität eintragen. Für ein Jahrzehnt wurde Erfurt zur Heimat Luthers. Dort erhielt er den „Magister Artium“ der Philosophischen Fakultät: Dazu gehörte eine Grundausbildung auf Latein in den Fächern Grammatik, Rhetorik, Logik, Ethik und Musik.

Am 19. Mai 1505 wechselte Martin Luther auf Wunsch seines Vaters in die Rechtswissenschaften. Aber schon nach weniger als einem Jahr nahm sein Leben eine besondere Wendung. Am 2. Juli ist Luther nach der Überlieferung nachts allein bei der Gemeinde Stotternheim unterwegs, als ein heftiges Gewitter aufzieht. Luther fürchtet sich, das Gewitter nimmt immer unheimlichere Ausmaße an, plötzlich schlägt ein Blitz unmittelbar neben ihm ein. Er erleidet Todesangst, fürchtet vom Blitz erschlagen zu werden. Er fällt hin und schreit: »Heilige Anna, hilf! Lässt Du mich leben, so will ich ein Mönch werden.« Luther überlebt unverletzt, das Gewitter zieht vorüber.

Am 17. Juli 1505 tritt Martin Luther, gegen den Willen seines Vaters, in das Kloster der Augustinereremiten in Erfurt ein. Martin Luther lebte hier zwischen 1505 und 1512.

Wenn man verstehen will, warum Luther nur aufgrund eines bedrohlichen Gewitters einen so einschneidenden Schritt unternimmt und ins Kloster eintritt, muss man sich das christliche Verständnis des mittelalterlichen Menschen vor Augen halten. Luther hatte in jener Nacht den Tod vor Augen. Es war weniger die Angst zu sterben, die ihn so erschreckte. Was ihn mit Panik erfüllte war der Gedanke, unvorbereitet auf seinen Schöpfer zu treffen.

Luther nahm sein Leben als Mönch sehr ernst. Ständig wähnte er sich in Sünde und begangenem Unrecht. Luther hatte furchtbare Angst vor dem jüngsten Gericht, vor dem strafenden Gott, der nach dem Tod über den Menschen Gericht hält.

Luther war verzweifelt und depressiv. Nach seiner Meinung konnte kein Mensch auf Erden, sei er auch noch so bemüht und rechtschaffen, je vor Gott bestehen. Denn jeder Mensch sündigte, jeder Mensch hatte Phasen in seinem Leben, in denen er sich gegen Gott entschied. Das bedeutete also, wenn Gott gerecht wäre, müsste der Mensch nach seinem Leben und seinen Taten in jedem Fall gerichtet und bestraft werden.

Im Alter von 27 reiste Luther nach Rom in die heilige Stadt. Die Kirche lehrte ihn, dass man durch das Anbeten von Reliquien von Heiligen sich solche religiöse Verdienste verdienen kann, so dass die eigene Zeit im Fegefeuer verkürzt würde. Die Reise wurde für ihn zu einer großen Enttäuschung, er war zutiefst entsetzt über die mangelnde Moral und die Oberflächlichkeit der römischen Priester. Als er ganz in Gehorsam die Stufen des Pilatus (eine heilige Steintreppe) küsste, fing er an, an dem kirchlichen Glauben über die Reliquien und die Verdienste zu zweifeln. Luther kam noch verzweifelter wieder nach Sachsen zurück.

Der Ordensobere Johann von Staupitz, sein Vertrauter, meinte, er solle doch nur Gott lieben. Staupitz schickte Luther nach Wittenberg. In der dortigen Universität sollte er seinen Doktor in Theologie machen und er hoffte, dies würde Luther von seinen quälenden Gedanken ablenken.