Über den Davidstern sind eine Reihe von einander widersprechenden Erklärungen im Umlauf, die einer genauen Nachprüfung nicht standhalten. So wird immer wieder versucht, dieses Symbol auf den israelitischen König David selbst zurückzuführen – etwa als Zeichen der Einheit von Nord- und Südreich. Aber nach allem, was wir wissen, ist der Davidstern in der Antike kein spezifisch jüdisches Zeichen gewesen. Er kommt zwar auch im Judentum vor, aber eben nicht weniger und nicht mehr als in anderen benachbarten Kulturkreisen. Ähnlich wie dem Pentagramm schrieb man diesem Symbol magische Wirkung zu, z.B. zur Abwehr von Dämonen. So verzierte man seit dem Mittelalter gerne die Toratexte der Mesusot (siehe Mesusa) mit sechszackigen Sternen.
Die Alchemisten jüdischer wie christlicher Prägung sahen im Dreieck das Zeichen des Wassers, im umgedrehen Dreieck das Zeichen des Feuers. Die Synthese aus beiden (hebr. esch-majim) stand als Symbol der Harmonie gegensätzlicher Elemente und erinnerte im Hebräischen an das Wort für Himmel (schamajim), das auch anstelle des Gottesnamens verwendet wird.
Die Beziehung zu David hat mit einer mittelalterlichen Legende zu tun, an der David auf seinem Schild ein Hexagramm trug, mit dessen Hilfe er seine Feinde besiegte. Von hier rührt übrigens auch die Bezeichnung »Magen David« (= Schild Davids) her. Als Zeichen einer jüdischen Gemeinde tauchte der Davidstern zuerst im 16. Jhdt. in Prag auf und verbreitete sich von dort aus recht rasch. Den Zionisten bot es sich für ihre Zwecke an, weil es erstens um die Wende vom 19. zum 20. Jhdt. bereits sehr populär und zweitens nicht spezifisch religiös besetzt war. Als die Nazis den »Judenstern« zum Zeichen der Schmach und der Vernichtung degradierten, konnten sie noch nicht ahnen, dass er wenige Jahre später auf der Fahne des Staates Israel eine Art Wiederauferstehung feiern würde.