Blut


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Im gesamten Vorderen Orient kommt dem Blut eine zentrale Rolle zu wie z.B. im babylonischen Schöpfungsmythos (siehe Enuma elish), in dem das Götterblut bei der Erschaffung der Menschen das wichtigste Material war.
In der Bibel hat das Blut auch im Verhältnis von Gott und den Menschen eine wichtige Aufgabe zu erfüllen. In älterer Zeit galt für die Israeliten jede Form von Schlachtung als eine sakrale Handlung. Nach dem Sieg gegen die Philister »stürzte sich das Volk auf die Beute, nahm Schafe, Rinder und Kälber, schlachtete sie, so dass das Blut einfach auf die Erde floss. Und das Volk aß (das Fleisch) samt dem Blut.&#171 Dies wird als Unrecht beschrieben (siehe 1.Sam 14,32f). Als die Schlachtung in den profanen Bereich überging, hielt man daran fest, dass das Blut nicht mitgegessen werden dürfe. (Dtn 12,15f). In Dtn 12,35 wird unmissverständlich erklärt, warum das Blut unter keinen Umständen genossen werden darf: »Blut ist Lebenskraft und du sollst nicht zusammen mit dem Fleisch die Lebenskraft verzehren&#171. Durch den Schöpfungsakt vermittelt Gott den Geschöpfen die Lebenspotenz und dadurch werden sie zu »lebendigen Wesen« (siehe Gen 2,7). Ein Eingriff in diese Lebenspotenz ist gleichbedeutend mit dem Eingriff in die Verfügungssphäre, die einzig und allein Gott zusteht. Mensch und Tier bewegen sich in der gleichen Ebene der Lebenspotenz (dies wird später bedeutsam beim Opferblut). Das Verbot des Blutgenusses findet sich auch in Apg 15,20 und im heutigen Judentum.
Das Menschenblut steht unter dem besonderen Schutz Gottes. Neben dem Brudermord Kains an Abel fasst dies u.a. Gen 9,5f zusammen. Hier wird abgesichert, dass der Mensch als einziges Lebewesen nach dem Abbild Gottes geschaffen ist und sich dadurch von den übrigen Geschöpfen unterscheidet.
Bei der siehe Beschneidung kommt dem Blut nach alttestamentlicher Auffassung keine besondere Aufgabe zu. Dies war wohl in vorisraelitischer Zeit anders (siehe Blutbräutigam). Da ist das Blut etwas Besonderes, der Priester wird durch einen Blutritus geweiht (siehe Ex 29,20ff).
Im Rahmen der Sühne ist das Blut unerlässlich:Die Lebenskraft des Fleisches sitzt nämlich im Blut. Dieses Blut habe ich euch gegeben, damit ihr auf dem Altar für euer Leben die Sühne vollzieht, denn das Blut ist es, das für ein Leben sühnt« (Lev 17,11). Nicht einer im Blut innewohnenden Kraft kann dieses Sühne erreichen. Sühne bedeutet die Aufhebnung des durch die Sünde vor Gott geschaffenen Lebensverlustes, der für den Menschen als Heillosigkeit erfahren wird. Das Fehlen der gottgewollten Lebensfülle kann nur der – wiederum erst von Gott zuerst verliehene – Lebensträger aufwiegen. Da unter dem Gesichtspunkt von »Lebensträger Blut« Mensch und Tier in einer Seinsgemeinschaft leben, kann auch Tierblut Sühne wirken. Auf dieser Linie kann man auch die Tragweite des Blutes Christi (siehe Blut Christi) verstehen.