arab./pers. Babiyya.
Der Babismus ist eine aus dem schitischen Islam (siehe Schiiten) hervorgegangene Bewegung bzw. Religion des 19. Jahrhunderts. Ihr Gründer ist der Perser (Iraner) Sayyid ’Ali Muhammad (siehe Bab) (geb. 1819), der 1844 mit dem Anspruch hervortrat, der von den Schiiten erwartete endzeitliche Verheißene (siehe Mahdi) zu sein und das islamische Religionsgesetz (siehe Scharia) durch ein neues, der Zeit und den gesellschaftlichen Nöten der Zeit angepasstes zu ersetzen.
Seine Lehre fand innerhalb kurzer Zeit eine enthusiastische Anhängerschaft in allen Landesteilen des Iran, stieß aber auch auf erbitterten Widerstand seitens konservativer schiitischer Geistlicher. Als 1848/49 zahlreiche Babi in kriegerische Auseinandersetzungen mit der Staatsgewalt verwickelt wurden, wurde die Bewegung nach langwierigen Kämpfen zwischen 1849-1850 weitgehend zerschlagen und ein Großteil ihrer Anhänger hingerichtet. Schon 1846 war Sayyid ’Ali Muhammad, inzwischen als Bab (Bab (= das »Tor«) bekannt, wegen angeblicher Gotteslästerung (siehe Häresie und Ketzerei inhaftiert worden. Am 9. Juli 1850 wurde er in Tabriz im Nordiran öffentlich hingerichtet.
Der Babismus, der anfänglich als schiitische Erweckungsbewegung in Erscheinung trat, wurde bald genötigt, seinen Standort innerhalb des bzw. gegenüber dem Islam zu klären. Im Herbst 1848 trafen sich führende Vertreter der Bewegung in Badasht am Kaspischen Meer zu einer Konferenz, die im Ergebnis die offene Verkündigung einer Loslösung vom Islam bewirkte. Der Bab, der zu jener Zeit bereits in einen entlegenen Landesteil im Nordwesten verbannt worden und dort inhaftiert war, nahm zwar nicht daran teil. In seinem bereits 1847 entstandenen Hauptwerk „Bayan“ (dt. Erklärung) hatte er zu diesem Zeitpunkt aber bereits die rituellen Vorschriften sowie die gesellschaftlichen und theologischen Grundlagen seiner neuen Lehre dargelegt, welche z.T. weit vom Islam abweichen, und insofern dem Ergebnis der Konferenz bereits vorgegriffen.
Während seiner Inhaftierung ernannte der Bab den damals erst 19-jährigen Mirza Yahya (siehe Subh-i-Azal) zum Oberhaupt der Babi. Der mit schwachen Führungsqualitäten ausgestattete Subh-i-Azal wurde jedoch während der auf die Hinrichtung des Bab folgenden Pogrome gegen die Babi, aufgrund derer er sich versteckt hielt, schnell bedeutungslos, so dass sein 13 Jahre älterer Halbbruder Mirza Husain ’Ali nun die Belange der Gemeinde in die Hand nahm. Dies führte letztlich zum Bruch zwischen den beiden Brüdern und zu erbitterter Feindschaft zwischen ihren jeweiligen Anhängern. Subh-i-Azal verstarb 1912 im Exil auf Zypern, während Mirza Husain ’Ali, der als Baha’u’llah (siehe Baha Allah), »Herrlichkeit Gottes«, bekannt war, die versprengten Anhänger des Babismus um sich versammelte und in seiner neuen Lehre des Baha’ismus (siehe Bahai) vereinigte.
Über den weiteren Bestand des Babismus (nach seinem Führer Subh-i-Azal auch Azaliyya genannt), ist wenig bekannt. Er scheint nur noch in kleinen Restbeständen überlebt zu haben, für die es keinerlei Belege gibt.