Römisches Reich


CC-BY  reliLex Nachschlagen

A) Bezug zur Bibel
Zur Zeit Jesu war das Römische Reich politisch allgegenwärtig. Es beherrschte den ganzen Mittelmeerraum und entsprechend auch Palästina. Entsprechend musste der vom Synedrion verhaftete Jesus auch dem römischen Statthalter für einen Prozess übergeben werden.
Die politische Autorität des Kaisers stand sowohl für Jesus selbst (Frage nach der Steuermünze), wie auch für Paulus (Berufung auf den Kaiser) außer Frage.

B) Rom und Byzanz
Die Geschichte des Römischen Reiches dauert in Westeuropa traditionell von der sagenhaften Gründung durch Romulus und Remus 753 v. Chr. bis zur Abdankung des Kaisers Romulus Augustulus 476 n. Chr.. Letztgenanntes Ereignis markiert den Übergang vom Altertum zum Mittelalter. Für den Westen trifft das auch zu, für den Osten aber nicht. Der östliche Teil des Römischen Reiches mit der Hauptstadt Konstantinopel existierte weiter bis zur Eroberung durch die osmanischen Türken im Jahre 1453 n. Chr.. Dabei stand es auch für die Zeitgenossen außer Frage, dass das heute »Byzantinische Reich« das römische war. Nach der Eroberung durch die Kreuzfahrer 1204 nannte sich der venezianische Doge stolz »Herr von 3/8 des Römischen Reiches«. Im Neugriechischen nennen sich die Griechen heute noch »Rhomaioi« = Römer. Die Wandlungen, die das Reich nach 500 durchmachte, sind letztlich nicht größer, als jene, die vor diesem Zeitpunkt stattgefunden haben. Es soll also hier von der Gesamtschau römischer Geschichte ausgegangen werden.

C) Historie
Der Sage nach wurde Rom um 753 v. Chr. gegründet. Zunächst regierten etruskische Könige den Stadtstaat. Um 501 vertrieb der Konsul Brutus den letzten König. Rom wurde Republik. Es begann der rasante Auftieg vom Stadtstaat zum Weltreich. Bis zum Vorabend des Ersten Punischen Krieges kontrollierte man ganz Italien, bei Ende des Dritten Punischen Krieges 146 beherrschte man schon das ganze westliche Mittelmeer und schob sich immer weiter in das östliche Mittelmeer hinein. Die tiefen sozialen und politischen Umwälzungen des 1. vorchristlichen Jahrhunderts führten schließlich zur Diktatur Cäsars und zum Prizipat von Augustus.
Das Kaiserreich erreichte unter Trajan 117 n. Chr. seine gröte Ausdehnung mit ca. 5,6 Mio km? Landmasse. Im dritten Jahrhundert durchlebte das Reich abermals schwere Krisen durch fortwährende Bürgerkriege, Angriffe von außen, wirtschaftliche und soziale Umwälzungen. Kaiser Diokletian begann, das Reich in mehrere Regierungsbezirke einzuteilen und die Hauptstadt von Rom weg zu verlegen. Konstantin der Große und seine Nachfolger setzten diese Entwicklung mit der Gründung Konstantinopels und der Verteilung der Regierungsverantwortung auf mehrere Schultern fort. Nach dem Tod Theodosius I. 395 blieb es bei der Einteilung von Westreich (Ravenna) und Ostreich (Konstantinopel) bis zum Untergang des Erstgenannten.
Kaiser Justinian eroberte einen Großteil des Westens zurück, aufgrund der Gebundenheit an der Ostgrenze in einem endlosen Krieg mit Persien konnten die Westgebiete nur bruchstückhaft erhalten werden. Seit dem Ansturm des Islam blieb das Reich bis ins 9. Jahrhundert hinein in der Defensive und schrumpfte auf Anatolien, Griechenland und Süditalien zusammen. Im 9. und 10. Jahrhundert kam es zu einem erneuten Aufstierg, der in den Versuchen, das Ostreich der Makedonen mit dem Westreich der Ottonen dynastisch zu vereinen, gipfelte. Im 11. Jahrhundert erlangten feudale Clans die Macht, was zur Aushöhlung und Zersplitterung der kaiserlichen Macht führte. Die Entwicklung führte zum Verlust Unteritaliens und großer Teile Anatoliens. Zwar errangen die Kaiser der Komnenos-Dynastie nochmals einen politischen Aufstieg zur europäischen Großmacht, nach deren Abtreten 1185 folgte aber der rasche Verfall, der in die Eroberung durch die Kreuzfahrer 1204 einen ersten tragischen Tiefpunkt erreichte. 1261 kontne das Reich nochmals erneuert werden, schmolz aber aufgrund des anhaltenden politschen und militärischen Drucks von außen sowie der inneren Zerrissenheit immer mehr zusammen, bis es um 1400 nur noch das Westufer des Bosporus, den Peloponnes und eine Anzahl ägäischer Inseln umfasste. Am 29. Mai 1453 setzte der osmaissche Sultan Mehmet II. dem Römischen Reich ein Ende.

D) religiöses Verstädnins
Das Römische Reich war von Anfang an nicht nur eine politische Größe, sondern auch eine sakrale. Dies manifestierte sich in der Gestalt der Göttin Roma. Während des Kaiserreiches übertrugen die Städte rund um Pergamon ihren traditionellen Herrscherkult auf den Kaiser, der zunächst nur im Osten, später dann auch im Westen als Garant der Einheit und Größe göttliche Verehrung genoss. Seit Konstanin dem Großen wuchs die christliche Kirche in die Reichsideologie hinein. Der Kaiser wurde nun Stellvertreter Gottes auf Erden und den Aposteln gleich. Er war nach wie vor Garant einer politischen und religiösen Staatseinheit, deren Erhalt die Verurteilung Andersdenkender als Häretiker und Ketzer in einer ganzen Reihe von Konzilien nach sich zog.

E) Kirche im Römischen Reich
Schon früh geriet die Kirche mit dem Staat aneinander, weil die Christen dem Kaiser alle göttlichen Attribute aberkannten. Dennoch waren die Christen stets loyale Bürger des Reiches. In Anatolien sahen sich die Christen schon bald der punktuellen Verfolgung durch die Anhänger des Kaiserkultes ausgeliefert. Unter Decius um 250 und Diokletian 298 bis 305 wuchsen sich diese Verfolgungen zur systematischen Pogromen im ganzen Reichsgebiet aus (siehe Christenverfolgung).
Die Konstantinsche Wende übertrug der Kirche dann plötzlich die staatstragende Verantwortung. Die Notwendigkeit, die Staatseinheit zu gewährleisten, führte jedoch zu heftigen Auseinandersetzungen mit Andersdenkenden und zu Kirchenspaltungen. Innerhalb der orthodoxen Kirche zeichnete sich dann zusehends die Rivalität der beiden Bischöfe von Rom und Konstantinopel ab, die in mehrere Schismata führte, bis die Trennung 1054 endgültig vollzogen wurde. Mehrere Versuche, die Union wiederherzustllen, scheiterten.

F) Zusammenfassung
Innerhalb des Römischen Reiches lebte die Antike fort. Für den östlichen Mittelmeerraum tirfft also die übliche Einteilung in Altertum, Mittelalter und Neutzeit nicht zu. Die römisch-hellenistische Tradition überlebte in Konstantinopel die Jahrhunderte und befruchtete nach 1204 in entscheidender Weise die Renaissance bzw. nach 1453 den Humanismus.
Den Untergang des Reiches verschuldeten vor allem zwei Gründe: Erstens war der vakante Thron schon immer für den zu haben, der ihn sich auf dem Schlachtfeld eroberte. Eine große Zahl von Bürgerkriegen schwächte das Reich oftmals gerade dann, wenn es sich das am wenigsten leisten konnte. Zweitens gewannen im 11. Jahrhundert feudalistische Kräfte die Oberhand. Das Reich wurde von vielen Kaisern als Privateigentum betrachtet oder sie fühlten sich dem Kaiser nicht mehr verpflichtet und kämpften sogar gegen ihn. Gerade nach 1204 hätte ein rasches, geschlossenes Vorgehen der griechischen Reststaaten die Kreuzfahrer schnell vertreiben und das Reich von Grund auf erneuern können. Eine solche Einigung kam aber nicht zustande. Zu viele Rivalen um den Kaiserthron fielen sich gegenseitig in den Rücken und lähmten die ganze Region, bis sie für die Osmanen eine leichte Beute wurde.

Bis ins 11. Jahrhundert hinein trug das Kaiserreich stark republikanische Züge, der Kaiser war für jeden Bürger direkt ansprechbar und garantierte seine Rechte.