Totentänze


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Die ersten Quellen der Totentanzdarstellungen liegen in den sogenannten Vergänglichkeitsgedichten der einzelnen Stände im 13. Jahrhundert und in der Legende von der Begegnung der drei Edelmänner mit den drei Toten. Auch die großen Epidemien sind als Auslöser für die Entstehung von Totentänzen anzusehen. Zahlreiche Bilder können als Beispiele angeführt werden: Großbaseler Totentanz (1440), Hamburger Totentanz (nach 1474), Totentanzzyklus in der Berliner Marienkirche (nach 1484) und die Totentanzdarstellungen an der Spreuerbrücke in Luzern (1626-35).
Der Dominikanerorden wurde wahrscheinlich zum ersten Auftraggeber für einen Totentanz. Die in der Folgezeit entstehenden monumentalen Totentanz- Wandzyklen setzten die Bußpredigten in eine für Jedermann verständliche Bildsprache um. Diese Bildfolgen bestehen aus bis zu 70 Einzelszenen, die eine Länge von bis zu 80 Metern erreichen konnten. Sie wurden in Kirchen, auf Brücken und Friedhofswänden angebracht.
Die ursprünglichen Darstellungen bildeten den Tanzreigen des Todes mit den Lebenden ab. Diese Bilder beruhen auf einem alten Volksglauben, nachdem die Toten nachts auf den Friedhöfen tanzen und versuchen, die Lebenden in diese Tänze einzubeziehen. Später sollte mit der bildlichen Darstellung der Totentänze ein Abwehrmechanismus gegen den Tod und eine neue kirchliche Moralinstanz geschaffen werden.
In den bildlichen Darstellungen der Totentänze treten die Lebenden nach weltlichen und geistlichen Ständen geordnet dem Tod gegenüber. Die Bilder wurden stets mit Begleittexten versehen, die leichtverständlich und volkstümlich geschrieben waren. Später wurden den Bildern noch Motive der Heilsgeschichte angegliedert. So zu sehen im Totentanzzyklus von Beram/ Istrien, der von Meister Vincent aus Kastav in die Friedhofskirche St. Maria Skrilinah gemalt wurde. Der Tod steht als Sensenmann zwischen den einzelnen Ständevertretern. Weitere Fresken vom Sündenfall und den Heiligen Drei Königen (siehe Heilige Drei Könige) runden die Bildfolge ab.

Viele der monumentalen Totentanzbildfolgen wurden im Laufe der Jahrhunderte zerstört. Die Faszination die von diesen Bilder ausgeht, ist jedoch bis in unsere Zeit ungebrochen. Im Laufe der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts wurde die Europäische Totentanz-Vereinigung gegründet, die sich der gezielten Erforschung und Bekanntmachung dieses Genres widmet.

Beispiele für Totentanzdarstellungen finden sich unter:
www.totentanz.de/totentanz.htm