Mit Beginn der Fastenzeit beten die katholischen Christen den Kreuzweg. Dabei setzen sie sich mit dem Leiden Jesu auseinander, sehen darin aber auch die Not aller Menschen und nehmen sie in ihr Gebet auf. In den Kirchen ist der Kreuzweg anhand der Kreuzweg-Stationen dargestellt. Traditionell sind das 14 Bilder.
Sie beginnen mit dem Todesurteil durch den römischen Statthalter Pontius Pilatus, meditieren dann das leidvolle Tragen des Kreuzes sowie die Begegnung Jesu mit seiner Mutter und enden mit Tod und Grablegung des Gottessohnes. Neuere Kreuzweg-Darstellungen verbinden das Los Jesu auch mit dem Schicksal heute verfolgter und gefolterter Menschen.
Der Brauch, den Kreuzweg zu beten, entstand im 14. Jahrhundert in Jerusalem. Franziskaner führten dort die Pilger zu den Leidensorten Jesu, um mit ihnen betend diese Ereignisse zu betrachten (siehe Via Dolorosa). Nach Europa zurückgekehrt begannen die Pilger, die Kreuzweg-Stationen in ihren Heimatorten nachzubilden. Die Zahl der Stationen variierte zunächst zwischen sieben und 43. Erst im 16. Jahrhundert setzte sich die heute übliche Zahl durch. Die 14 Stationen orientieren sich an den Berichten der vier Evangelien über den Tod Jesu. Einige werden in der Bibel nicht erwähnt:
- 1. Jesus wird zum Tode verurteilt (Mk 15,1-15)
- 2. Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern (Mk 15,16-20)
- 3. Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz
- 4. Jesus begegnet seiner Mutter
- 5. Simon von Cyrene hilft Jesus, das Kreuz zu tragen (Mk 15,21)
- 6. Veronika reicht Jesus das Schweißtuch
- 7. Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuz
- 8. Jesus begegnet den weinenden Frauen (Lk 23,28-31)
- 9. Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz
- 10. Jesus wird seiner Kleider beraubt (Mk 15,24)
- 11. Jesus wird an das Kreuz genagelt (Mk 15,22-27)
- 12. Jesus stirbt am Kreuz (Mk 15,33-41)
- 13. Jesus wird von dem Kreuz abgenommen (Mk 15,42-46) und in den Schoß seiner Mutter gelegt
- 14. Der heilige Leichnam Jesu wird in das Grab gelegt (Mk 15,46-47)
In neuester Zeit geschieht es aber immer häufiger, dass dem Kreuzweg wieder eine Station hinzugefügt wird: die Auferstehung Jesu von den Toten am Osterfest.
Viele Jugendliche haben den Kreuzweg in der Nachkriegszeit für sich neu entdeckt. Seitdem findet alljährlich in ganz Deutschland der sogenannte Kreuzweg der Jugend statt. Ins Leben gerufen wurde er 1958 in der katholischen Kirche – seit 1972 wird er ökumenisch begangen. Neben dem Bund der deutschen katholischen Jugend (BDKJ) ist auch die Arbeitsgemeinschaft der evangelischen Jugend in Deutschland (aej) beteiligt. Jedes Jahr werden für den Ökumenischen Kreuzweg der Jugend neue Texte und Bilder herausgegeben.
siehe Passion
siehe Leidensweg Jesu