Zahlensymbolik


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Die Zahlensymbolik reicht bis in die frühen Entwicklungsphasen der Menschheit zurück und entwickelte sich zusammen mit der Fähigkeit zur Abstraktion und der Herausbildung der menschlichen Sprache. Auf der Grundlage der Beobachtung von Natur und allen Erscheinungsformen des Lebens dienten die Zahlen dazu, der kosmischen Ordnung und Beziehung Ausdruck zu geben. Grundlegend waren dabei das kosmologische und astrologische System des Alten Orients, das auch Eingang in das AT gefunden hat, und die von der griechischen Philosophie ausgebaute Zahlenmystik (Pythagoras, Plato, neupythagoräische Schule Alexandriens) (siehe Zahlenmystik, biblisch 1-4 und siehe Zahlenmystik, biblisch 5-12).

Die Zahl als mystische Größe spielt v.a. für die Schöpfungs- und Heilsordnung eine besonders wichtige Rolle. Als Verkörperung der Zahlenordnung dienten auch geometrische Figuren und Buchstaben als Träger bestimmter Zahlenwerte. In der Kunst übernehmen die Zahlen eine auf Kosmos und Heilsordnung bezogene symbolische Funktion. Besonders zentral sind dabei die Drei, Vier, Sieben, Acht und Zwölf.

  • Seit dem Altertum, im hinduistischen oder christlischen Bereich, ist die Dreizahl v.a. Ausdruck der Vollkommenheit. Sie tritt häufig im AT auf (3 Jünglinge im Feuerofen, 3 Söhne Noahs, Besuch der 3 Engel bei Abraham); im NT: Heilige Drei Könige, Auferstehung am 3. Tage. Durch die patristische Literatur verbindet sich die Dreizahl mit der Dreifaltigkeit, den theologischen Tugenden und den Lebensaltern. In die Dreiheit Himmel – Hölle – Fegfeuer fließen ebenso wie bei der Vierzahl (Elemente), der Siebenzahl (Planeten) pythagoräische Spekulationen ein.
  • Die Vier als Weltzahl entstammt der babylonischen und alttestamentlichen Kosmologie (Paradiesflüsse, Wesen Ezechiels) und wird durch die Spekulation der patristischen Literatur besonders aufgewertet als Symbolzahl. Als geometrische Bildfigur (Quadrat, Viereck, Rhombus, 4 Richtungen des Kreuzes) sowie in der Vierzahl der Säulen und Turmgeschosse, erlangt sie ebenfalls Bedeutung. Sie verbindet sich mit der Majestas Domini, den Evangelistensymbolen, Kirchenvätern, Kardinaltugenden sowie den Erdteilen, Jahres- und Tageszeiten, Himmelsrichtungen und Weltaltern, die letzteren bis in die Gegenwart anschaulich motiviert.
  • Aus der Kombination von Drei (Gott) und Vier (Welt) entsteht die kosmische Siebenzahl, die von der Religionsgeschichte her besonders symbolbeladen ist. Sie erscheint bereits in der alt-orientalisch-semitischen Welt als kosmisch-astronomische Ordnungszahl und dementsprechend in der Bibel, wo sie in Verbindung mit der Schöpfung zur Bezeichnung des geschlossenen und vollkommenen Ganzen dient (Vollendung der Schöpfung am 7. Tag, Jericho fällt 7mal usw.); ebenfalls im NT sehr ausgeprägt (Stammbaum Jesu, Seligpreisungen, Vaterunserbitten, Gleichnisse, Wunder: u. a. 7 Körbe bei der Brotvermehrung), außerdem als Ordnungszahl der Apokalypse. Aus antiken Wurzeln übernimmt die mittelalterliche Ikonographie die Lebensalter, Planeten, Weltwunder und Weisen. Bildlichen Niederschlag findet die Siebenzahl in der Illustration des AT (Sechstagewerk; Pharaos Traum von den 7 Kühen) bei der Apokalypse (7 Lampen, Siegel, Hörner, Augen, Tubaengel, siebenköpfiger Drache, Schalen des Zorns). Weitere Motive Siebenarmiger Leuchter, 7 Gaben des Hl. Geistes, Sieben Freuden und Schmerzen Maria, Tugenden und Laster. Antiker Tradition folgend: Lebensalter, sieben freie Künste. Bei den Heiligen spielen die Siebenschläfer eine besonders Rolle im volkstümlichen Aberglauben (Amulett).
  • Die altorientalisch – antike Bedeutung der Achtzahl ist v. a. Turm der Winde (Athen, 8 Himmelsrichtungen), gleichfalls in achtnischigen Herrschermausoleen (Thessaloniki, Galeriusrotunde), achtnischigen Thronsälen oder Stützensystem bei Herrscherkirchen (Thessaloniki, die zur Georgskirche umgebaute Galeriusrotunde; Aachen, Pfalzkapelle), bei Marienkirchen, Martyrien, Baptisterien (auch der Taufbrunnen selbst), bei Vierungstürmen, Kronen und Lichtkronen und Idealstadtentwürfen seit dem 15. Jh. Der 3/8 Chorschluss gotischer Kirchen wird auf die Dreizahl und durch die Achtzahl auf die Auferstehung und die Vollendung des Kosmos bezogen, ähnliche wie bei Symbolik des Taufbrunnens.
  • Die Zwölfzahl gilt gleichermaßen für die griechisch – jüdische und christliche Überlieferung als heilige Zahl (12 Arbeiten des Herkules, 12 Stämme Israels, 12 Patriarchen, 12 Söhne Jakobs, 12 Apostel); In der frühchristliche Monumentalkunst vertreten 12 Schafe die Apostel. Der Osten bildete einen Zyklus von 12 Hauptkirchenfesten heraus. Wichtig für die christliche Symbolik ist die Multiplikation der Dreizahl (Gottheit) mit der Vierzahl (Welt) als Ausdruck des vollendeten Gottesreichs. Auf den astronomischen Ursprung deuten die 12 Zeichen des f Tierkreises, 12 Monatsbilder, der 12 Stundenrhythmus von Tag und Nacht hin.
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