Für den Orientalen und somit auch für den Menschen des AT bedeutet Tod nicht (medizinisch) den Moment des Sterbens (Exitus), auch nicht (wie in der griechischen Philosophie) die Trennung der Seele vom Leib, sondern den Verlust der Lebenskraft, Vitalität und der Fähigkeit zur Bewegung, den Verlust des Lebensstoffes, des Lebenshauchs, den Gott dem Menschen für die Dauer seines Lebens verliehen hat (Gen 2,7; Ps 104,29). So kann sich der »Tod« oft auch als langsamer Verfall eines Menschen vollziehen; er kann schon während des Lebens eintreten, z.B. durch schwere Erkrankung oder auch durch öffentliche Entehrung. Endgültig wird der Tod, wenn mit dem letzten Seufzer der Atem entweicht oder das Blut ausströmt, den Blut und Atem sind Träger des Lebens. Der Tod gehört zum Geschick des Menschen, weil der Mensch nicht unsterblich ist (Gen 2,17, Gen 3,3). Der Mensch kehrt zurück zur Erde, aus der er ist (Gen 3,19) – das ist unabänderlich (Koh 12,1-7). So ist der Tod eine Notwendigkeit. Erst später wurde das Problem der Sinnhaftigkeit der menschlichen Existenz gesehen (z.B. siehe Hiob oder Ijob).
Bisweilen stellt man sich auch den Tod auch als eine eigenständige Macht vor, die sich aus Gott herausgebildet hat und sich selbstständig bewegt (Jer 9,20), als unersättliches Ungeheuer (Spr 27,20) und als Macht ((Ps 69,3), als ständige Bedrohung für den Frommen (Klgl 1,20), oder sogar als Person (Ps 49,11, Hos 13,14). Doch göttlicher Rang, wie ihn der Tod in den Umweltreligionen Israels oft hat, wird ihm in der Bibel nie beigelegt. Es besteht kein Zweifel an der Überlegenheit Gottes über den Tod (Am 9,2; Jes 7,11, Jes 26,19).
Eine wichtige Rolle spielt auch das eigene Verhalten des Menschen, entsprechend der Auffassung vom siehe Tat-Folge-Zusammenhang: der Sünder bereitet sich selbst durch sein Handeln den Tod, der Rechtschaffene rettet sich durch sein Tun vor dem endgültigen Tod (Ps 55,24; Spr 10,2) . Einem Toten wird ein Begräbnis und ein Grab zuteil, danach ist er für seine Angehörigen verschwunden. Er vegetiert als Schatten in der Unterwelt. Erst im 2.Jahrhundert v.Chr. zeigt sich die Hoffnung, dass die Toten auferweckt werden und dass der Tod dann endgültig beseitig wird (Jes 25,8; Dan 12,1-3).
Das Verständnis des Todes als Bild für das Verhältnis des Menschen zu Gott ist eine Sichtweise, die viele biblischen Texte – besonders im NT – prägt. Tod ist die Trennung des Menschen von Gott, der Ausschluss aus der Sphäre heilvoller Gemeinschaft mit ihm (siehe Ps 6,6, Ps 30,10). Der Tod gilt als Folge der Gottesferne des Menschen: durch die Sünde Adams kam der Tod in die Welt (Röm 5,12), keiner kann sich ihm entziehen.siehe auch Röm 6,23. So gilt als tot jeder Mensch, der eigenmächtig, ohne Gott, aus sich heraus existieren will. In diesem Sinn sind die Ungläubigen »tot« (Eph 2,1-5).