Als synoptisches Problem werden die Gemeinsamkeiten, aber auch die Abweichungen der drei ersten, der synoptischen Evangelien (Markus, Lukas, Matthäus) beschrieben.
In einem Buch, das Synopse (griech.: Zusammenschau) genannt wird, sind die Evangelien in Spalten nebeneinander abgedruckt, so dass man sie aufgrund der großen Übereinstimmung (teilweise stimmen neun von zehn Wörtern im griechischen Urtext überein) nebeneinander vergleichend lesen kann. Markus, Lukas und Matthäus nennt man deswegen auch Synoptiker.
Als Lösung des synoptischen Problems gilt die Zwei-Quellen-Theorie. Diese geht davon aus, dass das Markusevangelium das älteste ist (ca. 70 n. Chr.), und Matthäus (ca. 80) sowie Lukas (ca. 90) das Markusevangelium übernommen bzw. als Grundlage für ihre eigenen Evangelien genutzt haben. Daher lassen sich die Übereinstimmungen erklären. In den Evangelien von Matthäus und Lukas finden sich aber noch weitere, identische Aussagen, die nicht bei Markus vorkommen. Man geht davon aus, dass Matthäus und Lukas diese Informationen aus einer überlieferten Zusatzquelle von Jesusworten, genannt Logienquelle Q (von griech. logion: überlieferter Ausspruch) erhalten haben.
Außerdem enthalten diese beiden Evangelien noch weitere Aussagen, die sich aber in keinem der anderen Evangelien wieder finden. Hier wird angenommen, dass Matthäus und Lukas jeweils über eine Sondergut (eigene Quellen) verfügt haben, das den anderen Synoptikern nicht bekannt war. Auf diese Weise lassen sich die Abweichungen erklären.
Die Abweichungen der Evangelien untereinander, die einen scheinbaren Widerspruch darstellen, lassen sich auch dadurch erklären, dass es nicht die Anliegen der Evangelisten war, das Leben Jesu historisch korrekt wiederzugeben, d.h. alles was passiert ist genau festzuhalten, sondern die Bedeutung Jesu für den Glauben zum Ausdruck zu bringen. Jeder der Evangelisten tut dies auf eine etwas andere Art, mit unterschiedlichen Mitteln und gib seinem Evangelium damit einen eigenen Akzent (Evangelien).