Schoa


CC-BY  Mario Reinhardt Nachschlagen

Das hebräische Wort »Schoa« bedeutet Katastrophe, Unheil, Vernichtung. Es bezeichnet heute die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden unter dem Nationalsozialismus. Frauen und Männer, Greise, Jugendliche, Kinder und Säuglinge wurden auf eine bis dahin nicht gekannte Art erniedrigt, geschunden, gequält und ihrer menschlichen Würde beraubt. Diejenigen, die die Qualen des Transports und der Vernichtungslager überlebten, fanden in den Gaskammern ein schreckliches Ende. Nur eine geringe Zahl überlebte – für ihr Leben schwer gezeichnet. Dies alles geschah nur aus dem einen Grund, weil sie Juden waren.

Die Zeit der »Schoa« war von einer neuen Form der Judenfeindschaft geprägt: sie war nicht religiös, sondern nationalistisch-rassistisch geprägt. Mit der bislang unbekannten Behauptung, die Juden gehörten einer minderwertigen Rasse an, sie seien unzuverlässig und heimatlos, begann die schlimmste Judenverfolgung aller Zeiten. Die ideologisch aufgeladene Rassenlehre verband sich mit ökonomischen, politischen und kulturellen Anschuldigungen gegen die Juden.
Der rassistische Antisemitismus wurde zum Programm des Nationalsozialismus. Hitler selbst hatte diesen Antisemitismus schon vor seinem politischen Aufstieg offen und aggressiv vertreten. Als er 1933 Reichskanzler wurde, begann für die Juden in Deutschland eine Zeit des Schreckens. Viele von ihnen verloren ihre Stellung. Jüdische Geschäfte wurden boykottiert, Bücher jüdischer Autoren öffentlich verbrannt. Ehen zwischen »Ariern« und Juden wurden durch die Nürnberger Gesetze 1935 verboten. Allmählich verloren die Juden alle Rechte. Seit 1938 mussten sie die Zwangsnamen »Israel« oder »Sarah« tragen. In der Pogromnacht (siehe Pogrom) vom 9. auf den 10. November 1938 wurden im ganzen Deutschen Reich die Synagogen angezündet und verwüstet. Geschäfte und Wohnungen wurden geplündert. Rund dreißigtausend Juden wurden in Konzentrationslager gesperrt, etwa hundert ermordet.
Auf der Wannseekonferenz vom 20. Januar 1942 in Berlin erörterten führende Nationalsozialisten und Ministerialbeamte die Durchführung und Koordination der »Endlösung der Judenfrage”, d. h. der systematischen und völligen Vernichtung des europäischen Judentums. Die Konferenz sah planerisch die unvorstellbare Katastrophe vor, die wir mit den Juden »Schoa« nennen. Alle wichtigen Entscheidungen, Maßnahmen und Handlungen dieser Verfolgung und Vernichtung gingen von Deutschland aus. In ihr verloren etwa sechs Millionen jüdische Männer, Frauen und Kinder ihr Leben. Jene, die überleben konnten, wurden in ihrer Menschenwürde unheilbar verwundet.

siehe Holocaust, siehe Antijudaismus, siehe Jom ha-Shoa