Schilfmeer


CC-BY  Mario Reinhardt Nachschlagen

BildDurch das Schilfmeer zogen die Israeliten beim Exodus trockenen Fußes auf der Flucht vor dem ägyptischen Heer. Diese Rettungserlebnis wurde bestimmend für das Gottesverhältnis der Israeliten. Über die genaue geographische Lage des Schilfmeeres besteht keine volle Sicherheit.

Nach dem Elohisten folgen die Israeliten nicht der kürzesten Route nach Palästina, sondern JHWH führt sie einen Umweg durch die Wüste zum Schilfmeer (Ex 13,17f).

Das an einigen alttestamentlichen Stellen (Ex 23,31; 1.Kön 9,26) erwähnte Schilfmeer an der Ostseite der Sinaihalbinsel am Golf von Akaba kann hier schwerlich gemeint sein; es liegt zu weit entfernt von Ägypten. Auch der Jahwist gibt keine nähere Bezeichnung, sondern lässt die Israeliten »am Rand der Wüste« Halt machen (Ex 13,20). Vielleicht denkt er an das Seengebiet südöstlich vom östlichsten Nilarm.

Die Priesterschrift meint mit »Meer« ohne Zweifel das Mittelmeer (Ex 14,1-4), und zwar die Mittelmeerlagune des »Sirbonischen Sees«. Dem genau denkenden Mitteleuropäer des 20. Jahrhunderts ist es nicht verständlich, dass von einem Ereignis, das zur Grunderfahrung des Volkes Israel wurde, keine genauen Angaben gemacht werden.

Die unterschiedlichen Angaben lassen sich aber erklären: Verschiedene Gruppen haben ihre je eigenen Erfahrungen der Rettung aus der Not gehabt. Sie haben ihre Überlieferungen eingebracht und eine Erzählung der Rettung aus der Not daraus gemacht. Den biblischen Schriftstellern lag nicht so sehr daran, genaue Tatsachen zu berichten. Sie wollten vielmehr die Grunderfahrung des Glaubens immer wieder in Erinnerung bringen. Der Glaubende, das gläubige Volk, sollte und soll in der Erzählung von JHWHs Rettungstat in der Vergangenheit das geschichtsmächtige Handeln JHWHs auch in der Gegenwart, im eigenen Leben entdecken und dafür danken.