Das Wort Schamane kommt aus der Sprache der Tungu in Sibirien. Schamane ist in der tungusischen Sprache gleichzeitig ein Hauptwort und ein Verb. Das abgeleitete Schamanismus gibt es in dieser Sprache nicht, sondern ist eine Wortschöpfung der Anthropologen. Manche Praktiken und Riten finden sich auch in anderen Religionen aus, so dass Schamanismus weder eine Religion noch eine Gruppe von Religionen beschreibt.
Schamanismus wird definiert als ein archaisches, magisch-religiöses Phänomen, in dem der Schamane sich als großer Meister der »Ekstase« auszeichnet. Ein Schamane kann besondere magische Fähigkeiten besitzen (z.B. die Kontrolle über das Feuer, Wind oder magische Flüge). Meistens sind solche Schamanen dann Heiler. Während der Handlung fällt der Schamane in einen ekstatischen Trancezustand, in dem seine Seele den Körper verlassen kann und in den Himmel hinaufschwebt oder in die Unterwelt eindringt. Der Schamane nutzt die spirituellen Helfer in der anderen Welt (also der Welt der Verstorbenen), mit denen er oder sie (ursprünglich gab es nur Schamaninnen) kommunizieren kann, dabei aber meistens im Besitz der Kontrolle des Bewusstseins bleibt. Nur selten wird der Schamane besessen.
Die Fähigkeit, sich bewusst aus dem physischen Körper zu lösen ist eine besondere Fähigkeit des traditionellen Schamanen. Diese Reisen der Seele mag den Schamanen in höheren Ebenen der Existenz bringen oder in parallele Welten zu der physischen oder in andere Regionen dieser Welt. Viele dieser Fähigkeiten sind mit todesnahen Erlebnissen verbunden, z.B. wenn ein Schamane von einem Blitz getroffen wurde oder eine lebensbedrohende Krankheit durchmachen musste. Das Überleben einer solchen lebensbedrohlichen Situation stärkt die Fähigkeit des Schamanen, bei anderen Menschen hilfreich tätig sein zu können, weil es weiß, was man tun muss, um diese Krise zu überstehen.
Grundlage der Tätigkeit des Schamanen ist zunächst die Vorstellung einer vertikal geschichteten Welt. Die mittlere ist die Welt der Menschen. Ober- und Unterwelt sind bei vielen Völkern, oft unter buddhistischem Einfluss, nochmals in mehrere Stockwerke untergliedert.