Ein ägyptisches Grab wird oft auch »Haus des Ka« genannt. Der Körper des Toten musste möglichst vollständig erhalten bleiben, damit der Ka ( = Geist, Seele ) jederzeit in den Leichnam zurückkehren kann, denn er galt als lebensspendende Kraft auch im Jenseits. Das war auch der Grund , warum die Ägypter eine erstaunliche Kunstfertigkeit in der Mumifizierung entwickelten. Besonders ausgebildete Tempelbeamte besorgten mit großem Geschick und nach feststehendem Ritual die Einbalsamierung, je nach Wunsch in verschiedenen Preislagen.
Gehirn und Eingeweide nahm man heraus, sie wurden in besonderen Krügen (Kanopen) aufbewahrt. Der Leichnam wurde mit Natron behandelt und nach etwa 70 Tagen einbalsamiert. Das Herz war nach ägyptischer Vorstellung der Ort aller Gedanken. Man ersetzte es durch eine steinerne Nachbildung des heiligen Käfers innerhalb des Sonnenkultes (den sogenannten »Herzskarabäus) im Brustkorb der Mumie. Zum Schluss umwickelten die Bestatter den Leichnam mit Binden, die mit zahlreichen Amuletten geschmückt waren, und legten ihn in einen pappartigen, hölzernen oder steinernen Sarg. Versehen mit Miniaturmodellen als Grabbeigaben (z.B. Waffen, Musikinstrumenten, Gänsebraten aus Alabaster, Tischen, Weinkrügen, kompletten Küchen oder Backstuben und Tänzerinnen) sollte der Tote im Jenseits sein anderes Leben offenbar in vollen Zügen genießen. In späterer Zeit gab es für reiche Verstorbene auch großartig ausgemalte Privatgräber.
Da für den Ägypter eine Bestattung in Abydos in der Nähe des Osiris-Grabes der größte (meist unerfüllbare) Wunsch war, ersetzte man die Reise dorthin oft durch die symbolische Beigabe eines kleinen hölzernen Schiffes, das dann mit der Mumie dorthin segelte. Ab der 6. Dynastie ( im 2300 v.Chr. ) erhielten die Toten oftmals eine portraitähnliche Gipsmaske. Gänge und Kammern der Königsgräber wurden jetzt mit Texten beschrieben, die von der Zwiesprache der Herrscher mit den Göttern kündeten. Weniger begüterte Leute mussten sich allerdings mit geringerem »Grabkomfort« begnügen: An der Innenseite des Sarges wurden Gegenstände des täglichen Lebens mit wenigen Pinselstrichen skizziert, oder man schrieb ein kurzes Gebet mit der Bitte um Versorgung mit Nahrung und Kleidung auf die Sargwand. Die Angehörigen armer Verstorbener hüllten diese unbalsamiert einfach in Tücher und bestatteten sie im Wüstensand. Diese Bestattungsformen haben die Ägypter während ihrer gesamten Geschichte mit geringen zeitbedingten Abwandlungen beibehalten.
siehe Pyramide