Gottesbeweise


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Versuch, die Existenz Gottes zu beweisen. Sie gehen dabei von folgenden logischen Überlegungen aus:

  • Der kosmologische Gottesbeweis. Da Erde und Kosmos existieren und alles, was ist, einen Ursprung und eine Ursache hat und nichts aus sich selbst heraus entsteht, muss es eine letzte Ursache geben, von der sich alles Existierende herleitet.
  • Der teleologische Gottesbeweis (telos = Ziel, Sinn). Alles in der Welt ist zielgerichtet und auf Ordnung, Schönheit und Zweckmäßigkeit hin ausgelegt.
  • Der ethnologische Gottesbeweis (ethnos = Volk). Bei diesem Beweis geht Thomas von Aquin von der Tatsache aus, dass es, wie er meinte, kein Volk auf der Welt ohne Verehrung einer Gottheit gibt. Das kann kein Zufall sein, sondern muss darauf beruhen, dass sich Gott selbst allen Menschen geoffenbart hat.
  • Der ontologische Gottesbeweis (Ontologie = Lehre vom Dasein). Er geht auf Überlegungen Anselm von Canterburys zurück, der vom bloßen Begriff »Gott« auf Gottes Existenz schließt. Gott ist für Anselm das größte, umfassendste Existierende, das gedacht werden kann und über das hinaus es nichts Größeres geben kann.

Der Philosoph Immanuel Kant hat aufgezeigt, dass diese genannten Gottesbeweise keineswegs zwingend sind. Er betonte, dass es nicht logisch sei, von der Möglichkeit und der Denkbarkeit eines allerhöchsten Wesens auf dessen reale Existenz zu schließen. Nicht alles, was denkbar ist, muss deshalb auch schon existieren.

Immanuel Kant selbst hat als einzigen Gottesbeweis den moralischen Gottesbeweis gelten lassen. Das Dasein Gottes kann nicht theoretisch bewiesen werden, sondern ergibt sich aus der Existenz des Gewissens, der Moral und des menschlichen Verantwortungsbewusstseins. Da der Mensch sich einem Sittengesetz unterworfen weiß, fühlt er sich einem außermenschlichen »Gesetzgeber« und Richter verantwortlich. Diese außermenschliche moralische Instanz ist Gott, der nicht aus dem Denken, aber aus der Erfahrung und dem Gefühl des Menschen erschlossen werden kann.

»Gottesbeweise« können auch noch heute für den glaubenden und denkenden Menschen von gewisser Bedeutung sein, da sie dem Menschen Anlass geben, über sich selbst, über sein Wesen, über Gott und über Ursprung und Ziel der Welt nachzudenken.

(nach RU – Wissen und Meinung)