Unter dem Begriff der »Theologie der Befreiung« versteht man im allgemeinen das theologisch gestützte Eintreten für die Rechte und Belange der Armen und sozial Ausgegrenzten. Konkret ist dieser theologische Denk- und Handlungsansatz außerhalb Europas und Nordamerikas entstanden: Ausgehend von der gesellschaftspolitischen Erfahrung der akuten Armut, des Hungers und der wirtschaftlichen Gegebenheiten in Ländern der sog. Dritten Welt (zunächst vor allem in Lateinamerika), haben Theologen dieser Länder die ethischen Maximen des Christentums in konkrete politische Konsequenzen ausformuliert. Dahinter steht die theologische Überzeugung, dass Gott das Heil der Menschen will, ein ganzheitliches Heil-Werden an Körper, Geist und Seele. Diesem Heil stehen mitunter Mauern des gesellschaftlichen oder politischen Systems entgegen. Von dieser Beeinträchtigung der Menschenwürde wollte Gott in seinem Sohn Jesus Christus die Menschen befreien.
Innerhalb der Kirche sind die konkret umzusetzenden Schritte für ein solch wirklichkeitsnahes Verhältnis zwischen christlichem Heil und menschlichem Wohl nicht unumstritten. Die Frage nach der politischen Einflußnahme der Kirche in die Politik und in die Gesellschaftssysteme der Länder der Dritten Welt steht immer wieder zur Beantwortung an. Zu den bekanntesten Vertretern der Befreiungstheologie gehören die Bischöfe Dom Helder Camara und Romero, Ernesto Cardenal, Leonardo Boff und Gustav Gutierrez. Ihnen ist die Bergpredigt häufiger Bezugspunkt ihrer Aussagen geworden.