Nach christlicher Überlieferung ist die Burg Antonia der Ort, an dem Jesus Christus durch Pontius Pilatus zum Tode verurteilt wurde (Joh 18,28 bis 19,16a). Allerdings kann bis heute nicht mit Gewissheit gesagt werden, ob das Urteil tatsächlich in der Burg Antonia gefällt wurde.
Als Herodes der Große den zweiten Tempel erbaute, erneuerte und vergrößerte er auch die Schlossanlage auf der Nordwestecke des Tempelplatzes und nannte diese Festung seinem Freund Marcus Antonius zu Ehren „Burg Antonia“. Der Bau hatte die Form eines Vierecks mit starken Ecktürmen. Dem Bericht des Historikers Flavius Josephus zufolge wies das Innere der Festung palastartige Räume auf. Den Zugang zur Burg und das westliche Drittel der Anlage formte ein großer, mit mächtigen Steinplatten belegter Hof (griech. Lithostrothos), der den römischen Legionären als Exerzier- und Paradeplatz diente und für Spiele zur Verfügung stand.
Die Burg Antonia, von Titus im Jahre 70 n. Chr. vollständig zerstört und Jahrhunderte hindurch unter Trümmern verschüttet, wurde erst nach und nach teilweise wieder freigelegt. Auf dem damaligen Territorium befindet sich heute eine islamische Schule, ein Franziskanerkloster und der Konvent der Zionsschwestern.
Den Hof der muslimischen Schule hält man für die Stelle, wo die nichtöffentliche Gerichtsverhandlung zwischen Pilatus und Jesus stattfand. Beim Kloster der Franziskaner befindet sich die Kapelle der Geißelung und die Kapelle der Verurteilung, wo Pilatus Jesus zum Tode verurteilt hat. Die Burg Antonia wurde so zu einem der Schauplätze der Passion des Herrn.