(griech.: parusia= Ankunft)
In der hellenistischen Welt wird das griechische Wort, das ursprünglich einfach »Gegenwart« und »Ankunft« bedeutete, zum protokollarischen Fachausdruck für den offiziellen Königsbesuch in einer Stadt oder Provinz (siehe im ursprünglichen Sinne Jdt 10,18)
Das NT verwendet den Begriff für die Wiederkunft Christi am Ende der Weltzeit (siehe 1.Thess 2,19; 1.Thess 3,13; 1.Kor 15,23; 1.Joh 2,28; Jak 5,7; 2.Petr 3,4); vor allem Paulus benutzt das Wort aber auch im profanen Sinn (z.B. 2.Kor 7,6f: »Ankunft« des Titus). Von den Evangelisten gebraucht nur Matthäus das Wort (Mt 24,3); die Pastoralbriefe ziehen des Begriff Epiphanie vor.
Den Hintergrund für die Parusievorstellung liefert die Apokalyptik. Sie erwartet das nahe bevorstehende Ende der Welt und den Anbruch eines neuen Äons (einer neuen Weltzeit). Jesus selbst hatte eine solche Naherwartung und er hat sein Wirken wohl indirekt mit dem Ende der Welt und dem Kommen des Menschensohnes in Verbindung gebracht (Lk 12,8). Die Urgemeinde hat Kreuz und Auferstehung Jesu als Beginn der Endereignisse gedeutet. Sie erwartete als deren Fortsetzung das sofortige Wiederkommen Jesu als des Weltenrichters. Jetzt wurden Menschensohnworte als Selbstaussagen Jesu verstanden und Jesu Aufrufe zur Wachsamkeit als Ansagen seiner Wiederkunft gedeutet. Die Parusie ist ausgeblieben, aber dies führte trotz Krisen (siehe Thessalonicherbriefe) zu anderen Formen der Hoffnung auf die endgültige Verwirklichung des Heils. Am deutlichsten zeigt sich das am Johannesevangelium, wo Parusie und Auferstehung schon vorweggegnommen sind in der gegenwärtigen Bindung des Glaubenden an Christus (Joh 3,18). Dennoch ist in der Kirche die Parusieerwartung niemals völlig verschwunden; sie lebt weiter als Erwartung einer Vollendung der Welt durch Christus.