Das Lorscher Evangeliar ist eine prachtvoll ausgestattete, ganz in Goldtinte geschriebene Evangelienhandschrift, die nach derzeitigem Forschungsstand als jüngste einer bedeutsamen Reihe von Prachthandschriften aus dem Hofskriptorium Karls des Großen gilt und allgemein um das Jahr 810 datiert wird. Mit seinen beiden, je fünfteiligen Elfenbeindeckeln stellt es ein »Gesamtkunstwerk« dar und vereint zugleich nahezu alle stilistischen Einflüsse, die auf die karolingische Kunst eingewirkt haben. Somit gehört das Lorscher Evangeliar zu den bedeutendsten Manuskripten des abendländischen Frühmittelalters. Schon die reich dekorierten Textspalten einer jeden Seite, geschrieben in einer feierlich anmutenden Art, sind an sich sehr bemerkenswert; bedeutsam ist der Codex aber vor allem wegen seiner ganzseitigen Illustrationen: der wundervollen Kanontafeln, der vier Evangelistenbilder, der Initialseiten zu den vier Evangelien und – zu Beginn des Matthäusevangeliums – auch der einander gegenüberstehenden Purpurseiten.