Religiöse Strömung und Lebensstimmung, die im Judentum des 2. Jh.v.Chr. aufbricht. Sie gehört zu den Entstehungebedingungen des Christentums und ist sowohl im Judentum wie auch im Christentum bis ins 2. Jahrhundert n.Chr. verbreitet.
Die Resignation gegenüber den widrigen politischen Umständen, in denen gerade die Frommen ein positives Wirken Gottes nicht mehr erkennen konnten, führte zum geistigen Rückzug aus der Welt. Man hatte eine pessimistische Auffassung vom Ablauf der Weltgeschichte und teilte die Wirklichkeit in zwei Teile: der gegenwärtigen und irdischen Welt des Bösen, der Finsternis und des Teufels steht die göttliche, himmlische und künftige Welt des Lichtes gegenüber (siehe Äon), der die Gläubigen schon jetzt angehören.
Ihren schriftlichen Niederschlag fand dieses Denken in der Apokalypse und der großen Zahl von Offenbarungen. Dies mündete schließlich in das Offenbarungsschrifttum der siehe Gnosis.
Politisch entzündeten sich an den hohen Erwartungen des kommenden Messias, wie sie etwa in den Qumranschriften deutlich werden, Aufstandsbewegungen, die mit Gottes Erscheinen am Höhepunkt der Bedrängnis rechneten (siehe Jüdischer Krieg, siehe Bar-Kochba-Aufstand).
Auch das Wirken des Johannes des Täufers und Jesu selbst muss vor dem Hintergrund der apokalyptischen Zeitströmung gesehen werden. Auf die apokalyptische Erwartung der Zeit antwortet Jesus mit der Predigt einer freilich ganz anderen Herrschaft Gottes (bzw bei Matthäus des Himmelreichs) und aus ihr erklärt sich die Bezeichnung Jesu als siehe Menschensohn und siehe Messias.