Weihnachten (Mexiko)


CC-BY  Mario Reinhardt Nachschlagen

BildDas eigentliche Weihnachtsfest so wie wir es kennen und wie es die Mexikaner heute feiern, kam erst vor rund 300 Jahren mit dem Eroberer Cortez nach Mexiko. In der Zeit vor ihm und seinen Augustinermönchen wurde jeden Winter die Ankunft des Gottes Huitzilopochtli gefeiert. Dieser war der Stammesgott, Sonnengott und Kriegsgott der Azteken und sein Name bedeutete soviel wie »Kolibri des Südens«. Doch als die Eroberer in das Land einfielen, passten sie die Kultur ihrem Glauben an und ersetzen Huitzilopochtli durch Maria und Josef und brachten auch die ersten Tannenbäume nach Mexiko.

Seitdem finden jedes Jahr vom 16. bis 24. Dezember die traditionellen »Posadas« statt, denn die christlichen Missionare versuchten damals die Einwohner Mexikos mit Spielen, Theateraufführungen, Festen und besonderen Tänzen von ihrem Glauben zu überzeugen. Seitdem werden die bunten Umzüge als Tradition betrachtet und sind vom mexikanischen Weihnachten gar nicht mehr weg zu denken, denn sie verbinden ein ganzes Dorf miteinander, weil die Bewohner in kreativen und phantasievollen Gewändern und Kleidern durch das Dorf tanzen und dazu alte Volksverse singen.

Eine weitere wichtige Tradition spielt sich in der Adventszeit ab. In jedem Dorf werden neun Familien ausgewählt, die in den neun Tagen vor dem Weihnachtsfest die sogenannten »Los Peregrinos« für jeweils einen Tag und eine Nacht bei sich zu Hause aufnehmen. Die »Peregrinos« sind Pilger, doch natürlich stellen sie keine normalen Pilger, sondern Josef, die Jungfrau Maria und den Engel dar. Diese Prozession ist ein symbolisches Zeichen für die Herbergssuche von Maria und Josef. Die ganze Gemeinde zieht betend und singend in einem Prozessionszug zu den Häusern, die die Pilger aufnehmen werden. Dort werden sie schon erwartet, denn das ganze Haus wurde in den letzten Tagen festlich geschmückt und es wurde ein prachtvoller, mit Blumen beschmückter Altar errichtet. Außerdem wurde der Fußboden dicht mit Kiefernadeln bedeckt und der liebliche Duft durchströmt das ganze Haus und soll später auch die Pilger mit Freude erfüllen.

Wenn die Gemeinde an dem Haus der Familie angekommen ist, erbitten sie sich Einlass beim Hausherren, in dem sie einen schönen Wechselgesang vortragen. Der Hausherr bittet sie nun herein und vorsichtig werden die Figuren, welche von den Figurenträgern mit Blumen und Weihrauch geschmückt wurden, zu dem Altar getragen, wo sie nun einen heiligen Ehrenplatz haben. Die Gemeinde hat nun Gelegenheit sich in dem Haus auszuruhen und dazu erhalten sie vom Gastgeber das traditionelle »aguinaldo« – eine Tasse Kaffee und ein Stück Brot. Am nächsten Tag ziehen die »Peregrinos« weiter und schenken der Familie zum Abschied eine »Pinata«, ein Tongefäß gefüllt mit allerlei Süßigkeiten und Überraschungen. Die »Pinata« war ursprünglich sternförmig mit 7 Spitzen. Jede dieser Spitzen symbolisierte eine der 7 Todsünden. Diese »Pinata« wird bis zur heiligen Mitternachtsmesse aufbewahrt.

In der heiligen Nacht treffen sich alle Familien vor der Kirche und beginnen das Fest mit dem »Baile de la Flor«, einem Blumentanz, Freudenfeuern und Feuerwerken. Dann beginnt die Mitternachtsmesse. Nach der Messe werden dann die Kirchenbänke zur Seite gerückt und vor der Krippe beginnt das Geburtstagsfest für das Jesuskind. Den Höhepunkt bilden schließlich die neun »Pinatas«, die mit einer Schnur von der Decke hinab hängen und geknackt werden. Mit verbundenen Augen und einem Stock »bewaffnet« versuchen erst die Kinder, dann die Jugendlichen und dann die Erwachsenen mit drei Schlägen die »Pinatas« zu zerschlagen. Wenn dieses gelungen ist und der Inhalt verzehrt wurde, klingt das gemütliche Fest mit fröhlichen Tänzen und Gesängen aus.

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