Judensau


CC-BY  Mario Reinhardt Nachschlagen

Das Wort »Judensau« bzw. »Saujude« ist vor allem als eine antisemitische Hetzparole aus der Zeit des Nationalsozialismus bekannt. Das Motiv taucht aber schon im Mittelalter als Spottdarstellung auf Steinreliefs und Karikaturen auf. Die Darstellungen sind vor allem an Kirchen, aber auch an öffentlichen Gebäuden, Stadttoren oder Stadtmauern angebracht. Das Motiv erscheint auch als Zeichnung in Karikaturen (z.T. mit Spruchbändern) und auf antisemitischen Flugblättern. Zu sehen sind auf einem solchen obszönen »Judensau- Bild« Juden, die wie Ferkel an den Zitzen eines Mutterschweines gierig Milch saugen oder sich am After des Schweines zu schaffen machen, aus dem ein Schwall von Urin spritzt. Auf manchen der Bilder sind Juden dargestellt, die verkehrt auf dem Tier sitzen, mit Blick zum Hinterteil der Sau. Dass es sich bei ihnen um Juden handelt, ist leicht an ihren Kennzeichen zu sehen: dem »Judenring« auf der Kleidung oder dem trichterförmigen »Judenhut«.

Die Beleidigung von Juden und ihrer Religion durch das »Judensau-Motiv« geschieht auf mehrfache Weise:

  • Das Schwein ist für Juden ein unreines (koscheres) Tier (Lev 11,7). Jeglicher Kontakt mit ihm wird vermieden. Der Genuss von Schweinefleisch und -fett oder gar von Schweinemilch ist Juden ein Abscheu.
  • Eine intime Beziehung zu einem Tier (Sodomie) ist für Juden wie Christen in gleicher Weise eine Verhöhnung. Das beinahe familiäre Miteinander von Schwein und Juden lässt den Betrachter an eine verwandtschaftliche Beziehung der Juden mit dem Schwein denken, die Juden seien von ganz anderer Art als die Christen. Es ist sicher nicht zu weit gedacht, wenn man im »Judensau-Motiv« schon einen Vorläufer des Rassenantisemitismus sieht.
  • Juden wird in solchen Bildern ein Bezug zu Ausschweifung und Sünde vorgeworfen. Es wird suggeriert, die Beschäftigung mit ihrer Religion sei »Schweinerei«. Die Christen, die solche Darstellungen erfanden, waren kaum bereit, sich auf eine echte Begegnung mit Juden einzulassen und sich dafür zu interessieren wie sie lebten und was sie glaubten.
  • Bei manchen Darstellungen hat das Schwein die Hauer eines Ebers und gleichzeitig die Euter einer Sau. Dies ist wohl eine Anspielung auf die angebliche Absurdität der jüdischen Religion. Christliche Theologen des Mittelalters verunglimpfen die jüdische Religion häufig als unvernünftig und dumm. Die Darstellung der umgekehrt auf dem Schwein sitzenden Juden, soll die angebliche »Verkehrtheit« des Judentums darstellen .