Friede


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Im deutschen Sprachgebrauch bedeutet Friede die Beendigung kriegerischer Handlungen, die mehr oder weniger kurzfristige Unterbrechung des Krieges; in jüngster Zeit wird das Wort fast gleichbedeutend mit siehe Freiheit gebraucht.
Demgegenüber umfasst der alttestamentliche Begriff »shalom« sehr viel mehr; die griechische Übersetzung des AT (siehe Septuaginta) braucht mehr als 25 Wörter, um die vielfältigen Schattierungen von shalom wiederzugeben. Das hebräische Wort bedeutet »vollkommen, heil, unversehrt sein« oder »besser zu leben«(siehe Leben, daher: Friede, Wohlbefinden, materielles und geistiges Gedeihen des einzelnen bzw. der Gesellschaft; speziell dann auch das gute Verhältnis zwischen Personen, Familien, Sippen, Völkern, in der Ehe und im Verhältnis der Menschen zu Gott.
Der Gegensatz zu »shalom« ist daher nicht siehe Krieg, denn auch ein gut geführter Krieg ist »shalom« (2.Sam 11,7), sondern alles, was dem allseitigen Wohlergehen schaden kann. So aufgefasst ist der Friede eine Gabe Gottes (Ps 29,11), die Jahwe Israel aufgrund der Bundesverpflichtungen schenkt, wie dies vor allem im priesterlichen Segen Num 6,22-26 zum Ausdruck kommt. Das richtige Verhältnis zwischen Jahwe und Israel ist durch die Sünden Israels zerstört. In der Endzeit wird der Messias diesen Frieden wieder herstellen.
Das NT schließt sich den alttestamentlichen Auffassungen und Bedeutungen eng an; in der Bedeutung im Alltag als Gegensatz zum Kampf und Streit, in der häufigen Verwendung in Grußformeln (Mk 5,34) und in der Kennzeichnung des neuen Gottesverhältnisses, das dem Menschen durch Christus eröffnet ist (Kol 1,20f). In diesem Sinne ist Christus »unser Friede« (Eph 2,14). Friede und Friedensgruß bedeuten und bringen messianisches Heil. Dieser Friede hat eine gewaltige Ausstrahlungskraft in die ganze Schöpfung hinein (Mt 5,9; Lk2,14). Friede ist auch Frucht des Geistes (Gal 5,22), die die gesamte Existenz des Menschen bestimmt.
Dieser biblische Begriff (speziell der alltestamentliche) bietet keine Lösung heutiger Probleme, er kann aber der modernen Friedensforschung helfen, die Komplexität der Aufgabe zu erkennen, wenn die jeweiligen Unterschiede zwischen der Welt der Bibel und der Gegenwart beachtet werden.