Weihrauch


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Weihrauch hatte schon im griechisch-römischen Kult eine religiöse Bedeutung. Indem Weihrauch verbrannt wird und den Raum erfüllt, wird er zum Zeichen für das nach oben steigende Gebet und die Verehrung. Im römischen Reich wurde dem als göttlich verehrten Kaiser Weihrauch geopfert. Die Christen verweigerten dieses Opfer, widmeten es Christus und – das ist überraschend – auch den Gläubigen. Diese werden in festlichen Gottesdiensten der katholischen Kirche von den Messdienern mit dem Weihrauchfass »beweihräuchert«.

Weihrauch ist das Harz einer arabischen Staude (Boswellia), zuweilen auch mit einheimischen pflanzlichen Duftstoffen vermischt. Durch das Verdampfen auf glühender Holzkohle entstehen duftende Rauchwolken. Die Weihrauchkörner werden seit dem Spätmittelalter in einem Gefäß mit Schiffchenform aufbewahrt. Von den im Altertum üblichen Weihrauchpfannen ging man zu dem an Ketten getragenen, schwungvoller zu handhabenden Weihrauchfass über.

Weihrauch war in den antiken Mittelmeerkulturen ein sehr begehrter, kostbarer Artikel. Dies galt auch im religiös-kultischen Bereich (daher brachten die drei Könige auch Weihrauch zu Jesus). Auch der jüdische Tempel kannte einen Rauchopferaltar. Ps 141,1f vergleicht den aufsteigenden Rauch mit dem Aufsteigen des Gebetes, ebenso im Neuen Testament das Buch der Offenbarung (Offb 5,8; Offb 8,2-4).

Zum Ärgernis wurde der Weihrauch durch den staatlichen Zwang, ein Weihrauchopfer vor dem Bild des „vergöttlichten“ Kaisers darzubringen. Die Weigerung der Christen führte nicht selten zum Tode. Nach der Konstantinischen Wende (313) erhielten die Bischöfe Ehrenrechte des staatlichen Protokolls. So wurde ihnen auch Weihrauch vorangetragen.

Daraus und aus dem Bestreben, Parallelen aus dem alttestamentlichen Kultwesen in der christlichen Liturgie zu finden, entwickelte sich in der katholischen Kirche der liturgische Weihrauchgebrauch – als Zeichen der Anbetung, Ehrung und Begrüßung Christi, als Segnung der Gläubigen und zuweilen auch zur Abwehr unheilvoller Mächte.