Selbstmord (Christentum)


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Die Tatsache, dass die Zahl der Selbsttötungen seit Beginn dieses Jahrhunderts sprunghaft gestiegen ist, muss für Christen beunruhigend sein. Sind das Menschen, die bewusst das Recht für sich in Anspruch nehmen, mit einem »Freitod« selbst über ihr Leben zu verfügen? Sind es Kranke oder Opfer der Lieblosigkeit und Not? Sind es Sünder, die sich gegen Gottes Gebot »Du sollst nicht töten!« (daher auch die Bezeichnung »Selbstmord) vergangen haben?

Selbsttötung steht im Widerspruch zum christlichen Glauben, der das Leben als Gottes Geschenk und Aufgabe ansieht und auch dann annimmt, wenn es schwer ist. Aber wem ist nicht schon selbst der Gedanke an Suizid gekommen? Auch Christen haben in Zeiten religiöser und politischer Verfolgung ihrem Leben selbst ein Ende gesetzt (z.B. der Schriftsteller Jochen Klepper, der 1942 darin eine letzte Möglichkeit des Glaubens gesehen hat). Wenn die Kirche früher Selbstmördern das kirchliche Begräbnis verweigert und mit ewigen Strafen gedroht hat, so mag dies vielleicht manchen vom letzten Schritt der Selbsttötung abgehalten haben; zu rechtfertigen ist diese Verurteilung aber damit nicht (heute wird auch in der katholischen Kirche in den meisten Fällen Krankheit und damit Schuldlosigkeit angenommen).

Unser christlicher Glaube stellt der Verherrlichung der Selbsttötung eine im Glauben begründete Sicht des Lebens gegenüber. Unser Glaube lässt uns darauf vertrauen, dass Gott uns in jeder Situation unseres Lebens wieder einholen kann, sei diese Situation durch eigene Schuld oder durch misslungene Beziehungen zur Umwelt entstanden.

Der christliche Glaube hat nicht nur die Zuversicht, dass auch ein Selbstmörder bei Gott angenommen ist; er bewirkt vielmehr das Eingeständnis, dass wir zuwenig Liebe und Sinngebung für Menschen haben, die am Leben verzweifeln.

Fast alle Selbstmordgefährdeten machen andere vorher auf ihre Absicht, sich selbst zu töten, aufmerksam. Diese Ankündigungen sind unbedingt ernst zu nehmen. Ärzte, Fachleute in Beratungsstellen, Mitarbeiter in der Telefonseelsorge und Pfarrer haben auf diesem Gebiet spezielle Kenntnisse. Wenn es nicht gelingt, den Suizidgefährdeten mit ihnen in Kontakt zu bringen, dann können sie jedenfalls denen raten, die mit ihm zu tun haben.

Die überwiegende Mehrzahl derer, die von einer Selbsttötung abgehalten oder nach einem Versuch gerettet werden konnten, ist später dafür dankbar. Auch das zeigt, dass Selbsttötung in den meisten Fällen eine Kurzschlusshandlung in einer für ausweglos gehaltenen seelischen, sozialen oder wirtschaftlichen Not ist.