Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher (geb. 1768 in Breslau, gest. 1834 in Berlin) war ein evangelischer Prediger und Theologe, der sich zusätzlich auf den Feldern der Religionswissenschaft, Religionspädagogik, der Altphilologie und der Kirchenpolitik betätigt hat.
Aufgrund seiner reformerischen Auffassungen über das Wesen der Religion muss er nicht nur als “Kirchenvater des 19. Jahrhunderts” (Karl Barth) angesehen werden, sondern sein Einfluss reicht weit und tief in die heutige Theologie und Kirche.
Das Wesen der Religion
Was die Religion ausmacht, was den religiösen Menschen bestimmt und was als Ausgangspunkt der Theologie zu gelten hat, wurde von Schleiermacher in seinem berühmten Werk “Über die Religion. Reden an die Gebildeten unter ihren Verächtern” (1799) dargelegt.
Das Neue (Paradigmenwechsel)
Das Revolutionäre an Schleiermachers Ansatz: Er nimmt für das theologische Denken nicht länger den Ausgangspunkt bei Gott (siehe Theologie), sondern bei der inneren religiösen Befindlichkeit (siehe Frömmigkeit) des Menschen.
Darin unterscheidet er sich grundlegend von der reformatorischen (und auch katholischen) Theologie, die ihren Anfang bei dem sich offenbarenden Gott (siehe Offenbarung), d.h. beim Wort der Schrift (bzw. der Lehre der Kirche) genommen hatten.
Für Martin Luther war der Anfang der Theologie das Hören auf das Wort Gottes. Bei Schleiermacher nimmt die Theologie auf, was der Mensch im Inneren fühlt: Religion sei demnach “Sinn und Geschmack fürs Unendliche”, “Anschauung und Gefühl”.
Wirkung und Kritik
Indem Schleiermacher die Theologie auf die skizzierte Weise “erdete”, setzte er der orthodoxen, d.h. bibelgläubigen und dogmenfreudigen Theologie einen Ansatz entgegen, der Theologie und Kirche bis heute prägt.
Kritisch lässt sich einwenden: Wenn Theologie, die Lehre von Gott nun von dem Menschen, seinem Glauben, seiner religiösen “Anschauung” spricht und handelt – ist sie dann nicht ein Teilgebiet der Anthropologie, d.h. der Lehre vom Menschen?