Bedeutender christlicher Mystiker des Mittelalters.
Um 1260 geboren, trat Meister Eckhart von Hochheim in den von strenger Askese und wissenschaftlichem Anspruch geprägten Dominikanerorden ein. Er wurde Magister in Erfurt und bekam die geistliche Aufsicht über die Thüringer Dominikanerklöster übertragen. 1302 und dann wieder 1311-1313 lehrte er an der angesehensten Universität des Abendlandes, in Paris. Als Provinzial der norddeutschen Ordensprovinz hatte er sich um 56 Niederlassungen zu kümmern. Eckhart reformierte Klöster in Böhmen, war ein gefragter Prediger und leitete später die Kölner Hochschule des Ordens.
All unser Wesen, so Eckharts zentrale Botschaft, »liegt in nichts als einem Zunichtewerden.« Oder weniger drastisch: »Gott wird dann in uns geboren, wenn alle Kräfte unserer Seele, die vorher durch Gedanken, Bilder und was es auch sein, gebunden und gefangen waren, ledig und frei werden und in uns alle Absicht zum Schweigen kommt.« Die Konzentration auf die Kräfte des Inneren führt bei Eckhart jedoch nicht zur selbstverständlichen Abkapselung von den Mitmenschen: Wer Gott begegnet, entdeckt auch die Welt neu.
Die Inquisitoren (siehe Inquisition) warfen dem Mystiker (siehe Mystik (Christentum)) einen schwammigen Gottesbegriff vor, rissen Sätze aus dem Zusammenhang, behandelten weitschweifige Spekulationen so, als hätte Eckhart neue griffige Dogmen (siehe Dogma) aufgestellt. Vergeblich wies der Magister Missverständnisse und fehlerhafte Predigtnachschriften zurück. Am 13. Februar 1327 ließ er in der Kölner Dominikanerkirche seine Verteidigungsschrift öffentlich verlesen. Immerhin schrumpften die ursprünglich über 100 Anklagepunkte auf 28 Sätze aus seinen Schriften, die Papst Johannes XXII. im März 1329 als teils sehr missverständlich, teils eindeutig ketzerisch verurteilte: Der Magister Eckhart habe „mehr wissen wollen, als nötig war«. Eckhart war zu diesem Zeitpunkt schon tot. Wann und wo er gestorben ist, lässt sich nicht mehr genau ermitteln.
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