Kopftuch


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Dem in Europa üblichen Kopftuch – als traditionelles Kleidungsstück – am ähnlichsten ist der Djilbab. Dieses dünne, meist weiße, Baumwolltuch wird über Kopf, Schultern und Brust geschlagen. Der hauptsächlich in Iran und den arabischen Ländern vorkommende Ganzkörper – Schleier ist der Tschador (pers. Zelt). Es handelt sich dabei um ein langes, meist dunkles Tuch, das – von Kopf bis Fuß – den Körper verhüllt, mit dem man aber auch das Gesicht verbergen kann und das über normaler Kleidung getragen wird. Von den Taliban in Afghanistan wurde den Frauen die so genannte Burka vorgeschrieben. Die Burka kann man sich als Tschador vorstellen, wobei das »Sichtfenster« mit einem Netz abgedeckt ist, um auch die Augen vor fremden Blicken zu verbergen.
Ganz im Gegensatz dazu tragen die Frauen der Alewiten, einer islamischen Glaubensrichtung mit einigen Millionen Anhängern vorwiegend in der Türkei, traditionellerweise kein Kopftuch.

Wie viele andere Vorschriften des Koran werden Art und der Umfang der vorgeschriebenen Körperbedeckungen von Frauen recht unterschiedlich ausgelegt und gehandhabt. Ob das Kopftuch zwingend vorgeschrieben ist oder nicht, oder gar mehr Teile des Körpers verhüllt werden müssen, alle berufen sich auf die gleichen, folgenden Koranstellen:

  • Sure 24:31

Und sprich zu den gläubigen Frauen, sie sollen ihre Blicke senken und ihre Scham bewahren, ihren Schmuck [d. h. die Körperteile, an denen sie Schmuck tragen] nicht offen zeigen, mit Ausnahme dessen, was sonst sichtbar ist. Sie sollen ihren Schleier auf den Kleiderausschnitt schlagen und ihren Schmuck nicht offen zeigen, es sei denn ihren Ehegatten, ihren Vätern, den Vätern ihrer Ehegatten, ihren Söhnen, den Söhnen ihrer Ehegatten, ihren Brüdern, den Söhnen ihrer Brüder und den Söhnen ihrer Schwestern, ihren Frauen, denen die ihre rechte Hand besitzt, den männlichen Gefolgsleuten, die keinen Trieb mehr haben, den Kindern, die die Blöße der Frauen nicht beachten. Sie sollen ihre Füße nicht aneinander schlagen, damit man gewahr wird, was für einen Schmuck sie verborgen tragen. Bekehrt euch allesamt zu Gott, ihr Gläubigen, auf dass es euch wohl ergehe.« [Schmuck« wird häufig auch übersetzt als »Reize]

  • Sure 24:60

Und für die unter den Frauen, die sich zur Ruhe gesetzt haben und nicht mehr zu heiraten hoffen, ist es kein Vergehen wenn sie ihre Kleider ablegen, ohne dass sie jedoch den Schmuck zur Schau stellen. Und besser wäre es für sie, dass sie sich dessen enthalten. Und Gott hört und weiß alles.«

  • Sure 33:59

O Prophet, sag deinen Gattinnen und deinen Töchtern und den Frauen der Gläubigen, sie sollen etwas von ihrem Überwurf über sich herunter ziehen. Das bewirkt eher, dass sie erkannt werden und dass sie nicht belästigt werden. Und Gott ist voller Vergebung und barmherzig.«

Islamische Gelehrte führen außerdem auch eine Überlieferung aus dem Leben des Propheten Mohammed an: Auf die Frage, was von Frauen öffentlich sichtbar sein darf, habe er durch Gesten eindeutig zu verstehen gegeben, dass Hände und Gesicht von Frauen unbedeckt bleiben könnten.
Vertreter eines modernen Islam sehen als Auslegung nur die »nicht reizende Kleidung« als Vorschrift und dies könne normale landesübliche Kleidung, auch ohne Kopftuch, sein. Wobei es sich hier nicht um ein eindeutiges Kriterium handelt, denn entscheidend ist nicht das jeweilige Kleidungsstück oder die »Absicht« mit der es von der Frau getragen wird, sondern ob es für einen Mann erregend wirkt. In den verschiedensten islamischen Ländern ist oft auch die jeweilige regionale Tradition entscheidend. In manchen Regionen kann man so durch die Art der Kopfbedeckung eine Dorf- oder Stammeszugehörigkeit ablesen. Andere Muslime wiederum sehen die Kleidungsvorschriften fundamentalistisch, das heißt die zur Zeit des Propheten Mohammed übliche muslimische Frauenkleidung sei auch heute Grundlage aller Vorschriften. Extreme Vertreter der »Verhüllungstheorie« gehen so weit, dass sie Frauen vorschreiben wollen, Wattebäusche »zu kauen, damit ihre Stimme nicht aufreizend klingen möge.