In der römischen Garnisonstadt und Grenzfeste Dura Europos am rechten Ufer des Euphrat in Mesopotamien befinden sich die Reste der ältesten bekannten christlichen Kirche.Die Ruinen der wohl 231/32 n. Chr. erbauten Kirche von Dura Europos wurden 1931 von einer franko-amerikanischen archäologischen Expedition entdeckt.
Wie bei den ersten christlichen Glaubensstätten allgemein üblich, war auch hier die Kirche in ein gewöhnliches Wohnhaus integriert, wobei sich die zu sakralen Zwecken genutzten Räume im Erdgeschoß befanden und – wie auch bei anderen römischen Bauten dieser Zeit – zu einem zentralen Innenhof hin öffneten. Die Räumlichkeiten im 1. Stock des Hauses dienten hingegen zu Wohnzwecken.
Aus der Thematik der zahlreichen, teils sehr gut erhaltenen Wandmalereien bzw. -fresken ist zu schließen, dass ein Saal im Erdgeschoß als Baptisterium diente, also als Raum, wo die Taufen gespendet wurden. Ein anderer Raum diente wohl vor allem für soziale Aufgaben der Gemeinde. Auch eine größere Versammlungs- und Gebetsstätte war für die rund 50-60 Personen umfassende Gemeinde vorhanden, wo diese vor allem die sonntägliche Eucharistie feierte.
Die Form einer solchen Hauskirche dürfte zum Teil aus der Situation der Verfolgungszeit zu erklären sein, in der man durch größere und auffälligere Sakralbauten nur die Aufmerksamkeit der Gegner auf sich gezogen hätte, zum Teil aber auch in der frühen syrischen Tradition stehen, denn wie die Synagoge von Dura Europos belegt, waren auch die jüdischen Gottesdienststätten in diesem Raum ähnlich gestaltet.
Heute befindet sich ein Teil der Malereien aus dem Tauf- und dem Versammlungsraum in Yale/USA, ein anderer im Nationalmuseum in Damaskus (Syrien). In Dura Europos wurde auch die vermutlich älteste bildliche Darstellung Christi gefunden.