Wie andere Völker kennt auch Israel die Ohnmacht der Verstorbenen und zugleich ihre mysteriöse Macht: obwohl sie nur »Schatten« sind, wissen sie, was den Lebenden unbekannt ist (1.Sam 28,17-19). Die Vorstellung war vermutlich die, dass der Tote seine individuelle Existenz allmählich verliert und in Stammesahnen aufgeht, die sich um ihre Nachkommen kümmern. Als der Staat Israel bzw. Juda zusammenbricht, beginnt z.B. die Stammesmutter Rahel in ihrem Grab zu weinen ( Jer 31,15 und Mt 2,18). Deshalb versuchte man auch in späterer Zeit, die Gräber der Ahnen zu lokalisieren und als Wallfahrtsstätten auszubauen; vermutlich schrieb man ihnen die Stellung himmlischer Fürbitter zu. Eine eigentlich göttliche Verehrung haben verstorbene Ahnen in Israel jedoch nie erfahren: der Jahwekult schließt den Ahnenkult aus (1.Sam 28,3-9)
Der Ahnenkult ist dort sehr wichtig, wo die Menschen an Seelenwanderung glauben. Vor allem Japan und China sind hier hervorzuheben. Die Japaner errichten in ihren Häusern kleine Altäre für Gebete und Zeremonien zu Ehren ihrer Ahnen.
Im Hausaltar stehen mehrere ihai-Täfelchen, also Verstorbene, meist unmittelbare Vorfahren. Ihnen wird beispielsweise bei jeder Mahlzeit ein kleines Speiseopfer dargebracht, d.h. dass ein kleiner Teil der Mahlzeit in eigenen Gefäßen vor den Altar gestellt wird. Auch kann man mehrmals am Tag Räucherstäbchen zu Ehren der Ahnen entzünden. Dabei vollführt man ganz ähnliche Gesten wie beim Aufsuchen eines religiösen Gebäudes: Glocke läuten, Hände falten, verneigen, kurz innehalten.
Überall auf der Welt gedenkt man der Toten – ganz persönlich oder auch an allgemeinen Feiertagen. Es ist eine Form, mit Tod und Trauer umzugehen und die Erinnerung an die Verstorbenen zu bewahren. An den Feiertagen zu Ehren der Toten pflegen die Angehörigen die Gräber, legen Opfergaben und Grabschmuck nieder und beten für die Verstorbenen. In Deutschland ist das Allerheiligen am 1. November. Die typischen roten Grablichter zieren dann alle Friedhöfe.
Oft feiern die Menschen den Tod und das Leben zugleich. Man will dem Tod nicht nur mit Ehrfurcht entgegentreten, sondern auch mit Humor, um ihm so seinen Schrecken zu nehmen. Das amerikanische Halloween ist wohl das bekannteste Beispiel hierfür, aber auch in anderen Ländern gibt es diese Bräuche.