Afrikanische Religionen: Geisterglaube


CC-BY  übersetzt von HJ Deuster Nachschlagen

Die spirituelle Welt, die Welt der Geister, ist in vielen afrikanischen Religionen (siehe Afrikanische Religionen) im Zentrum des Glaubens. Sie erfüllen oft ähnliche Aufgaben wie die Engel oder Dämonen in den Weltreligionen und beeinflussen das Leben der Menschen nachhaltig.

Gute Geister schützen gegen Unglück, Krankheit, helfen Kindern oder sorgen für genügend Nahrung oder schützen sogar die Haustiere. Wie gut sie aber als Beschützer arbeiten, hängt mit dem richtigen Verhalten einzelner Personen der Familie oder Sippe zusammen. Gutes Verhalten heißt in den afrikanischen Religionen, das Befolgen und Praktizieren von Werten und Verhaltensweisen, die sich in der Kultur oder der Gesellschaft gebildet haben: Teilnahme an religiösen Riten und genügend Respekt gegenüber der Familie, den Nachbarn und der Gesellschaft. Fehlverhalten führt dazu, dass die guten Geister sich zurückziehen und ihre Wohltaten und ihren Schutz damit aufgeben. Als Ergebnis stehen Krankheit, Tod, Trockenheit und andere Unglücke.
Gute Geister können in zwei Bereiche getrennt werden:

  • Menschliche Geister (human spirits): Viele afrikanische Vorstellungen glauben fest daran, dass Menschen durch ihre Geister nach dem Tod weiterleben. Diese Geister werden als Ahnen (ancestral spirits) bezeichnet. Man glaubt, dass diese Geister weiterhin sehr an ihrer Familie und deren Leben interessiert sind. Auch diese Geister kann man in zwei Gruppen aufteilen: die gerade verstorbenen Ahnen und die Geister der schon seit langer Zeit Verstorbenen. Wegen der Wichtigkeit der Geister lehrten die afrikanischen Religionen, ihnen genügend Respekt entgegen zu bringen. Schreine wurden oft erstellt, sie haben aber eher die Funktion der Grabsteine in der christlichen oder jüdischen Tradition .
  • Naturgeister: Alle afrikanischen Religionen glauben an menschliche Geister, nicht alle glauben an Naturgeister. Die Naturgeister sind Geister, die in der Natur leben oder sie in Besitz nehmen. Zum Beispiel glauben einige Kulturen diese Geister wohnen ím Himmel. Sie sind wichtig, denn sie haben die Macht über den Regen und sind daher für die Ernte und die Haustiere besonders bedeutsam.

Andere Religionen glauben, dass Geister in Flüssen leben und sie kontrollieren. Diese Wasser-Geister sind genauso wichtig, weil sie die Macht über die Fische besitzen. Wiederum andere glauben, dass sie in Bergen, Steinen oder Bäumen sitzen. Grundsätzlich sind diese Naturgeister auch gute Geister, die den Menschen helfen, ihr Überleben zu sichern. Um sie bei Laune zu halten, werden religiöse Riten und Zeremonien durchgeführt.
So wie die frühen Missionare die menschlichen guten Geister falsch verstanden, so missverstanden sie die Naturgeister auch. Sie glaubten als Außenstehende, die Menschen glaubten an einem Gott, der sich überall in der Natur aufhält, also an ein animistisches Weltbild.
Aber in den afrikanischen Religionen werden keine Orte geheiligt oder verehrt, aber in ihnen können wichtige Geister leben.

Wie alle Religionen glaubt man auch in den afrikanischen Religionen, dass es neben dem Guten auch Böses in der Welt gibt. Das Gute lässt sich durch die Einhaltung der kulturellen Regeln sichern. Leiden und Unglück von einzelnen Menschen oder Familien sind das Ergebnis von:

  • falschem Verhalten von einem Mitglied der Gruppe
  • der Eingriff eines störenden oder bösen Geistes

Viele afrikanische Gesellschaften besitzen ausgebildete religiöse Heiler, die durch besondere Medizin oder Kommunikation mit den guten Ahnen Schutz gegen die bösen Geisterbieten können.